Jazz im Beethoven-Haus Schumann stand Pate

BONN · Für Sekundenbruchteile scheint er mit zum Dreiklang gespreizter Rechten zu überlegen, wie es chromatisch weitergehen soll. Solch kurzes Innehalten verleiht seinem Ausdruck eine außergewöhnliche Frische und Dichte, eine Authentizität, die weit entfernt ist von routiniertem Spiel: Yannick Délez, 1972 in der Schweiz geboren, war in der Jazz-Reihe "Aspekte" am Flügel des Kammermusiksaals im Beethoven-Haus zu erleben.

Nicht aber der Genius loci der Bonngasse bestimmte hier den thematischen Anreiz für seine Improvisationskunst, Délez bewies an diesem Abend sein heimliches Faible für das Liedschaffen Robert Schumanns. Wobei die Betonung auf "heimlich" zu liegen hat, denn "Auf einer Burg" aus dem Liederkreis, mit dem der Abend eröffnet wurde, sowie "Seit ich ihn gesehen" aus dem Zyklus "Frauenliebe und Leben" zum Abschluss, fand sich, kunstvoll camoufliert, nur "zwischen den Zeilen" zitiert.

Auch Einschläge des französischen Impressionismus à la Ravel oder Debussy sind klangfarblich durchaus hörbar. Und schließlich kommt auch Délez stilistisch um Keith Jarrett nicht herum, der sein Ostinato-Spiel als Warteschleife nachgerade perfektioniert hat.

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