Alanus Hochschule Schrödingers Katze und die Realität

Bonn · Für eine Diskussion darüber, wie schwer oder gar unmöglich es manchmal ist, die Wirklichkeit zu fassen, ist Schrödingers Katze immer ein gutes Stichwort.

 Fabian Winke beschäftigt sich in gemalten Stills aus Horrorfilmen mit der medialen Wirklichkeit.

Fabian Winke beschäftigt sich in gemalten Stills aus Horrorfilmen mit der medialen Wirklichkeit.

Foto: Gudrun von Schoenebeck

Das berühmte Tier stammt aus einem Gedankenexperiment des Physikers Erwin Schrödinger, der die imaginäre Katze mit einer radioaktiven Substanz, einem Geigerzähler und einem tödlichen Gift in eine Kiste sperrte. Zerfällt ein Atom, löst der Geigerzähler einen Mechanismus aus, der das Gift freisetzt und die Katze tötet. Ob ein Atom zerfällt, ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit, so dass irgendwann die paradoxe Situation eintritt, dass die Katze theoretisch gleichzeitig tot und lebendig ist.

Auch Künstler kennen sich mit den Paradoxien der Wirklichkeit aus und so ist Schrödingers Katze zur Namens- und Ideengeberin für eine sehenswerte Ausstellung im Wissenschaftszentrum geworden. Rund zwanzig Studenten der Alanus Hochschule zeigen in vierzig Arbeiten ihre Vorstellung von Wirklichkeit, oder vielmehr ihre Fragen dazu. Katzen kommen auch vor, wie im Video von Jan Liesche, Veronica Lösche und Leonard Schubert, die mit einer chinesischen Winkekatze herrlich ironisch auf Schrödinger verweisen.

Alex Speck erzählt in einer ebenso grob gezimmerten wie feinsinnigen Assemblage aus seinem Alltag, in dem eine Hello-Kitty-Figur neben ernsten Gedanken Platz hat. Und Takashi Sonoda bringt mit dem gemalten Großformat einer Katze in Rückenansicht und dem Titel "Die Straßenlaternen schlafen ein, unbemerkt" die Frage auf, wie wirklich etwas ist, das wir nicht sehen. Michael Zajac hat sich mit der medialen Realität beschäftigt und Szenen aus Enthauptungsvideos, wie sie im Netz zu finden sind, pointillistisch verfremdet. Das ist stark und mehr als eine vordergründige Medienkritik. Etliche weitere bemerkenswerte Positionen sind in dieser Ausstellung zu finden, der man nur vorwerfen kann, dass sie den Besucher mit recht spärlichen Informationen auf einem unübersichtlichen Lageplan ziemlich alleine lässt. Wissen macht die Erfassung von Wirklichkeit manchmal deutlich einfacher.

Wissenschaftszentrum Bonn, Ahrstraße 45, bis 14. Januar, Mo-Fr 8-19 Uhr.

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