Schlanker Ton: Christopher Hogwood dirigiert das Beethoven Orchester

Als Gast des Beethoven Orchesters Bonn dirigierte Christopher Hogwood zunächst Haydns Sinfonie Nr. 13 D-Dur: in leuchtenden Farben.

Bonn. Haydn bewunderte Mozart, Mozart bewunderte Haydn. Der große Respekt des Jüngeren, der sonst ganz gern über andere Komponisten lästerte, vor "Papa" Haydn ist bekannt; diesen wiederum konnte mangelnde Wertschätzung für Mozart regelrecht auf die Palme bringen:

"Mich zürnet es, dass dieser einzige Mozart noch nicht bey einem kaiserlichen oder königlichen Hofe engagiert ist! Verzeihen Sie bitte, wenn ich aus dem Geleise komme; ich habe den Mann zu lieb."

Was die beiden musikalisch verbindet und trennt, konnte beim dritten Konzert der Reihe Klassik um 11 in der Beethovenhalle jeder für sich entscheiden. Als Gast des Beethoven Orchesters Bonn (BOB) dirigierte Christopher Hogwood zunächst Haydns Sinfonie Nr. 13 D-Dur: in leuchtenden Farben.

Dass die funkelnd lebendigen Sechzehntel-Kaskaden der Geigen im ersten Satz bei einem der einflussreichsten Pioniere der historisch informierten Aufführungspraxis in guten Händen sind, überrascht nicht, aber auch das empfindsame Adagio cantabile lässt aufhorchen, zumal der Solo-Cellist seinem Instrument einen wunderbar gesanglichen Ton entlockt.

Einfach nur strahlend ist der Auftritt von Reinhold Friedrich, der sich mit Hingabe und sichtlich guter Laune dem Solopart von Haydns Es-Dur-Konzert für Trompete und Orchester widmet.

Mit ganz weichem Ansatz lässt Friedrich seine Trompete im Andante über die Melodielinien gleiten; in den Ecksätzen brilliert er mit virtuosen Läufen und metallischem Glanz, da darf auch mal volle Kraft geschmettert werden.

Mozarts C-Dur-Sinfonie "Jupiter" ist ein Werk mit vielen Gesichtern. Wie ist sie zu spielen? Groß-sinfonisch, wuchtig und kraftvoll, wie es dem Göttervater gebührt? Das bedeutet nicht unbedingt dick und undurchhörbar.

Christopher Hogwood steht jedoch für eine andere Schule: Unter seiner Leitung präsentiert sich das in der Besetzung aufs Wesentliche reduzierte BOB mit durchweg schlankem Ton, federnd, aber nicht gehetzt, als beweglicher Konstrukteur musikalischer Bögen.

Schön zeichnet Hogwood die leise wehmütige Grundstimmung des Andante cantabile, zu befreiend ist der Eindruck des Schluss-Satzes:

Nach allen Regeln der kontrapunktischen Kunst werden das gregorianische "Credo in unum" und die anderen Themen miteinander verschränkt - Hogwood passt dabei gut auf, dass alles hübsch übersichtlich und verfolgbar bleibt -, bevor sich die Fuge im Fluss der freien Fantasie verliert. Ein festlich frohes Finale, eines Göttervaters wahrhaft würdig.

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