Schlagkräftig: Martin Grubinger auf dem Petersberg

Schlagzeug-Virtuose begeistert mit vielseitigem Programm

Bonn. In jedem Schlagzeuger schläft ein Jongleur. Wenn der erwacht, verwandeln sich Drumsticks in "Devil sticks". So geschehen beim Auftritt von Martin Grubinger und seinem Ensemble in der Rotunde auf dem Petersberg.

"Planet rudiment" hieß das Stück, und Grubinger, der Marimbavirtuose aus dem Salzkammergut, stellte auf der kleinen Trommel allerlei Kunststückchen an, beschleunigte Wirbel derart, dass sie klangen wie das Brummen von Riesenlibellen, spielte mit den Sticks hinter dem Rücken, warf sie in die Luft.

Schließlich legte er sich einen Trommelstock auf den Arm, dann auf die Schulter, bei "laufendem Spiel", wohlgemerkt: Limbo á la Grubinger. Kraft und Eleganz, Ernsthaftigkeit und jungenhafte Verspieltheit: Bei Martin Grubinger lugt immer das einer hinter dem anderen hervor.

Er und seine sieben Mitspieler, darunter auch Martin Grubinger senior, präsentierten auf Trommeln aller Art, Congas, Marimbas, Schlagzeug, Gongs, Röhrenglocken und anderem mehr ein sehr sinnliches Programm. Faszinierend immer wieder der Kontrast zwischen Wucht und Zartheit, etwa in Keiko Abes "The Wave".

Harte Akzente, Trommelattacken, markante Schreie der Ausführenden auf der einen, hingetupfte Marimbaklänge und kaum hörbare, verschwebende Beckenfarben auf der anderen. Totenstille im Saal, wenn Martin Grubinger eine Melodie ins Nichts verschwinden ließ oder umgekehrt aus dem Nichts ins Hörbare lockte. Allein ihm beim Spiel zuzusehen, bereitet Genuss. Der Mann hat einfach Spaß am Spiel, so leicht, ungezwungen und natürlich sind die Spielbewegungen.

Von verschwenderischer Opulenz war auch Abes "Prism Rhapsody". Da zwitscherte die Marimba mal wie ein Vögelchen, das Klavier flirtete mit romantischen Nocturnes, am Schluss griff Grubinger zu kleinen, harten Schlegeln und entlockte damit seinem Instrument eine höllisch virtuose Musik irgendwo zwischen Hummelflug, Säbeltanz und Tarantella.

Strenger hingegen Xenakis' "Okho" für drei Schlagzeuger. Grubinger & Friends spielten mit unerbittlicher Präzision. Rauschhaft und betäubend: Matthias Schmitts "Ghanaia" mit einem Wettbewerb zwischen Conga und Cajun, anrührend das "Marimba Spiritual" von Minoru Miki, in dem ein klagendes Marimbaphon von harten Klängen und starren Rhythmen umstellt scheint.

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