Schauspiel-Trio "Taktil" spielt im Haus der Geschichte

Von der Trümmerfrau zum Wirtschaftswunder - "Morgen sieht alles anders aus"

Bonn. Deutschland 1968: Studenten gehen auf die Barrikaden, demonstrieren gegen die politischen Verhältnisse. Unter ihnen Student Georg. Laut ruft er die Parole "Ho-Chi-Minh, Ho-Chi-Minh", um seinen Unmut über den Vietnamkrieg zu äußern.

Zu Hause bekommt er Ärger von seinem an den Rechtsstaat glaubenden Vater und muss seiner Mutter erklären, warum er das Land, in dem er lebt, kritisiert. Szenenwechsel, sieben Jahre später: Zwei Repräsentanten der beiden deutschen Staaten diskutieren im Vorfeld der Verhandlungen von Schmidt und Honecker über die zukünftige Zusammenarbeit.

Stichworte, wie die Polen-Krise, der Einmarsch in Afghanistan, die KSZE-Verhandlungen und das Wettrüsten fallen. Und auch die Unterhändler gehen über ins verbale Wettrüsten. Insgesamt fünf Szenen deutscher Zeitgeschichte waren am Tag der Deutschen Einheit im Haus der Geschichte zu sehen. Das Theater-Trio "Taktil" verbildlichte bereits zum siebten Mal in Folge an dem Feiertag Etappen der vergangenen 60 Jahre deutscher Geschichte.

"Wir treten nur an bühnenfremden, bühnenfernen Orten auf. Die Idee, im Museum Theater zu spielen, ist hier im Haus der Geschichte entstanden", erklärte Martin Bubner, der gemeinsam mit Gisela Nohl und Rupert Schieche das Schauspieler-Trio bildet. Sechsmal im Jahr tritt Bubner mit seinen Theaterkollegen im Haus der Geschichte auf und zieht von Standpunkt zu Standpunkt, um kurze Episoden deutscher Geschichte nachzuspielen.

Die kurzen Sequenzen variieren von Mal zu Mal. So zeigte das Trio fünf Szenen aus seinem Repertoire: Von der Zeit der Trümmerfrauen und des Wiederaufbaus über die Gleichberechtigung von Mann und Frau bis hin zum Wirtschaftswunder wurden die Themen geschickt und witzig aufgearbeitet. Mit viel Feingefühl filterten die Schauspieler wichtige Themen und Begriffe aus dem Wust an Ereignissen heraus und verpackten diese in originelle Kurzszenen.

So kam der Konflikt zwischen Vater, Mutter und Sohn besonders gut zum Vorschein: Ein Vater, der keinerlei Verständnis für seinen revolutionären Sohn hat. Ein Sohn, der sich fragt: "Ja, in was für einem Land lebe ich denn?" und damit auf die Notstandsgesetze anspielt. Und eine Mutter, die versucht, zwischen den beiden zu schlichten und meint: "Morgen sieht sicher alles schon ganz anders aus."

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