Sch(r)öpfungsvertrag: Heinrich Pachl im Bonner Pantheon

Der "Preisträger für vertrauensstörende Maßnahmen" lädt zu unterhaltsamen Gedankensprüngen ein

Bonn. Zehn Kölsch - so kann man im Rheinland der Nach-Karnevalszeit durchaus nachvollziehen - besitzen einen "schonenden Weichzeichner-Effekt". Dass dieser Effekt auch außerhalb der fünften Jahreszeit durchaus heilsam sein kann, machte nun Heinrich Pachl in seinem neuen Solo "Abseitsfalle" auf der Pantheon-Bühne mit gewohnt satirisch-spitzer Zunge deutlich.

Der Demonstrationsbeweis des Kabarettisten aus Köln-Nippes: der Köln-Marathon und was er mit seinen Teilnehmern so alles anrichtet. Den kritisch-humoristischen Blickwinkel, den Pachl hier aus dem gemütlichen Abseits einer Kneipe in Nippes direkt aufs Geschehen wirft, bewahrt er sich auch bei anderen, wesentlich politischeren Themen: Gesundheitsreform, Massenvernichtungswaffen (erschreckend logisch: "Bei einer Bedrohung ist wichtig, dass die Bedrohung da ist"), Müllskandal, politischen Urgesteinen, die noch "im Werden" sind und dem Komplex "Klüngel und Korruption".

Ob global oder lokal - Pachl deckt schonungslos auf, enttarnt und lässt es an satirischem Biss und verbalem Schliff niemals fehlen. Seine Abseitsfallen lauern immer und überall. Sie gehören zur Realität, wie der Klüngel zu Köln.

Auf rheinischem Territorium weckt der selbsternannte "Preisträger für vertrauensstörende Maßnahmen", der außer dem Deutschen Kleinkunstpreis auch den Adolf-Grimme-Preis für seinen Fernsehfilm "Homo Blech" erhielt, sicherlich immer besonderes Erklärungs-Interesse.

So legt er bei seinem Auftritt im Pantheon augenzwinkernd den Zusammenhang von privaten Problemen und öffentlichen Mitteln dar. Lokale und globale Politik reichen sich bei Pachl die Hände, und seine Kritik macht dabei auch nicht vor Kirche, Papst und Dogmen halt. Die Trilogie "Besamung, Beseelung, Befleckung" untersucht er mit feinem Satiresinn für das "Kleingedruckte im Sch(r)öpfungsvertrag."

Überhaupt scheinen Organisationen und Vereine mit ihren komplexen Strukturen den Kabarettisten geradezu magnetisch anzuziehen. Je komplizierter der (politische) Sachverhalt, desto herausfordernder der kabarettistische Vergleichs-Reiz.

Doch Pachls Vergleiche hinken nicht, auch wenn sie noch so weit hergeholt scheinen. Und so gefällt auch sein neues Programm "Abseitsfalle" als politisches Kabarett mit viel Hintergrundwissen, das immer wieder mit geschliffener Wortwahl die Fähigkeit zur Abstraktion verrät und den Zuhörer zu geschickten, unterhaltsamen Gedankensprüngen einlädt.

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