„Royal Bunker“-Tour 2018 Savas und Sido im Kölner Palladium

Köln · Im Rahmen ihrer „Royal Bunker“-Tour 2018 bringen Savas und Sido beim Kölner Konzertauftakt im ausverkauften Palladium ihre Fans zum Jubeln.

 Savas und Sido auf der Bühne im Kölner Palladium.

Savas und Sido auf der Bühne im Kölner Palladium.

Foto: Thomas Brill

Nach dem Video-Einspieler mit Bildern von den Anfängen der Berliner Hip-Hop-Pioniere Kool Savas und Sido schießen mächtig zischend Feuerzungen einer imposanten Pyrotechnik aus der Bühne im mit gut 4000 Fans restlos ausverkauften Palladium in Köln. Auch der folgende Konzertabend ist ausverkauft, wofür sich die beiden erfolgsverwöhnten Rapper, die ansonsten eine rüde bis obszöne verbale Tonart pflegen, höflich mit extra gedruckten Plakaten bei den Fans bedanken. Auch wenn die beiden mit ihren gemeinsamen Anfängen eine geschönte Geschichtsklitterung betreiben, - Sido war bei der „Royal Bunker“-Label-Konkurrenz Aggro Berlin unter Vertrag - so ergänzen sich der in Schwarz gekleidete Savas und Sido, der in seinem weißen Dress eher aussieht wie ein Golflehrer, musikalisch ideal.

Den klanglichen Rahmen liefern zwei DJs mit basslastigen Beats, bei denen man fürchten muss, dass sich jeden Augenblick Risse im Gemäuer der ehrwürdigen Fabrikhalle zeigen, sowie ein zweistimmiger Chor. Stimmlich und textlich zeigt Kool Savas (42) mehr Kante, Sido (eigentlich Paul Hartmut Würdig, 37) ist der versiertere Geschichtenerzähler, kurzum zwei „der besten, die je gelebt haben“, wie sie in „Haste nich gesehen“ mit Rapper-Bescheidenheit versichern. Bis auf wenige Ausnahmen werden nahezu alle Lieder des im vergangenen Herbst veröffentlichten Kollaborationsalbums „Royal Bunker“ präsentiert. Doch es sind auch reichlich Klassiker wie „Normale Leute“ und „Alles noch beim Alten“ dabei.

Löwenzahn und Oralverkehr

Die zahlreichen Fans, die textsicher die Reime stimmlich verstärken, sind letztlich auch ein Indiz für die große Popularität die deutscher Hip-Hop mittlerweile erreicht hat. Bei „L.M.S.“ einer für Savas typisch sexistischen Aufforderung zum Oralverkehr, stimmen jedoch männliche wie weibliche Fans gleichermaßen in die provokanten Reime ein. Was gestern noch indiziert wurde, ist heute bereits Partymusik für den Mainstream. Mit ,,Löwenzahn", einem Bekenntnis zum eigenen Aufwachsen auf der Straße zwischen Kreuzberg und Lichtenberg, sorgt Sido dafür, dass zahlreiche Arme nach oben gehen.

Von der Galerie aus, mitten unter den Fans, von denen einige auch ihren Einsatz haben, zelebriert er mit „Mein Block“ den ersten Höhepunkt für Hip-Hop-Nostalgiker. Dabei ist seine Zeit mit chrom-polierter Totenkopf-Maske und Aggro-Affinität eindeutig vorüber. Savas und Sido feiern ihre beeindruckende Karriere, träumen dabei den Traum von der ewigen Jugend, leben jedoch ihren Legenden-Status, der zugegebenermaßen von exzellentem Rap-Handwerk untermauert wird. Da sie damit aber gezielt den Nerv ihrer ebenfalls gealterten Hip-Hop-Anhängerschaft treffen, ist der nach mehreren Zugaben einsetzende überwältigende Jubel durchaus nachvollziehbar.

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