"Nussknacker" in der Bonner Oper Russisches Nationalballett erhält Unterstützung durch Bonner Ballett-Nachwuchs
BONN · Bei der Uraufführung 1892 in St. Petersburg sollen 59 Kinder als Schneeflöckchen im Einsatz gewesen sein. Fast halb so viele Schülerinnen und Schüler des Bonner Ballettzentrums Vadim Bondar verstärkten nun bei den beiden nachmittäglichen Familienaufführungen des unverwüstlichen "Nussknackers" im Opernhaus das Ensemble des russischen Nationalballetts.
Der fortgeschrittene Nachwuchs tanzte durchaus auf Augenhöhe mit den Profi-Kollegen, die den jungen Talenten gern auch mal den Vortritt ließen. Sie fügten sich spielerisch fast nahtlos ein in die klassische Choreographie nach Marius Petipa in der Bearbeitung von Vasily Vainonen aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Die Tourneetruppe steht für Traditionspflege und präsentiert das beliebte Weihnachtsballett als Augenschmaus vor reizend gemalten Kulissen in entzückenden Kostümen. Es ist eine Abfolge von "Nummern", über die dramaturgischen Stolperschwellen hilft deshalb den Ballettneulingen eine Märchenerzählerin.
Im orientalischen Gewand führt Marina Beniashvili am Bühnenrand hübsch durch das Fest vor dem leuchtenden Tannenbaum und durch den Traum-Ausflug der kleinen Marie (Svetlana Lisnyak) ins Reich der Zuckerfee (Irina Khandascharova). Sie erklärt, dass Kaffeeduft den arabischen Tanz umweht und dass die temperamentvollen Russen eine Art Pfefferminz-Bonbon sind. Wie rosa Marzipan erscheint der Blumenwalzer tatsächlich.
Ein wenig bizarr ist dagegen die mit großer Geste zum Orchestergraben gerichtete Aufforderung "Maestro, Musik!". Selbige kommt nämlich ganz ohne Maestro vom Band und lässt sogar die glitzernden Eisblumen frostig klirren, bevor zwei laute Schneekanonen die Szenerie hübsch überzuckern.
Himmlisch süß ist der Auftritt der Schneeflöckchen-Kinder in weißen Tutus. Als arg frecher Bub entpuppt sich Maries Bruder Fritz (Vanvara Garagulia), der der munteren Nussknacker-Puppe (mit lustigem Riesengebiss: Vadim Lolenko) erst mal mit einem Dolch zu Leibe rückt. Auch das unverschämte Mäuseheer nagt so bös' am Weihnachtsfrieden, dass Onkel Drosselmeyer (Vitaly Zabelin) dringend eingreifen muss. Wie Holzspielzeug werden die zum Leben erwachten Puppen davongetragen, und Marie darf sich selig in die heile Welt schlummern.
Als echter Traumprinz erweist sich der brillante Sergej Skvortsov ganz in Weiß beim finalen Pas de deux und den eleganten Solo-Variationen. Mühelos schafft er die Sprünge, bei denen er sekundenlang in der Luft zu schweben scheint, und ganz locker zwanzig Pirouetten-Wirbel. Getanzt wird auf der Spitze insgesamt auf technisch einwandfreiem Niveau. Ein wenig kühl zwar bei der ersten Aufführung am Montag, aber da musste das Ensemble sich noch etwas Energie aufheben für den ausverkauften Abend.