"Heldenleben": Konzert im Opernhaus Russischer Trompetenstar spielt Mozart und Moderne

Bonn · Sergei Nakariakov will beim Freitagskonzert des Beethoven Orchesters mit einem extrem virtuosen Stück von Jörg Widmann brillieren.

 Ein Meister auf seinem Instrument: Trompetenvirtuose Sergei Nakariakov.

Ein Meister auf seinem Instrument: Trompetenvirtuose Sergei Nakariakov.

Foto: Promo

Als er in jugendlichem Alter die Trompete für sich entdeckte, reizte Sergei Nakariakov die maskuline Ausstrahlung des Instruments. Das ist schon eine Weile her. „Ich sollte das heute gar nicht mehr sagen“, räumt der 41-Jährige im Gespräch ein, „es gibt ja mittlerweile einige großartige Trompeterinnen.“

Dennoch passt es ganz gut zum Thema des Konzertabends mit dem Beethoven Orchester an diesem Freitag, das unter der Leitung von Dirk Kaftan in der Oper unter dem Motto „Heldenleben“ über die Bühne geht. Schließlich assoziiert man den glanzvollen Klang des Instruments nicht nur mit barocker Festlichkeit, sondern auch mit Fanfaren für echte Helden.

In Jörg Widmanns Trompetenkonzert mit dem hübschen Titel „ad absurdum“ geht es freilich nicht um Verehrung, hier steht für den Solisten die Herausforderung im Zentrum, die von ihrem virtuosen Anspruch her durchaus auch eine sportliche ist. Das Konzert begleitet die Karriere Nakariakovs mittlerweile nun schon knapp anderthalb Jahrzehnte. Widmann, der zu den gefragtesten Komponisten der Gegenwart zählt, hat es dem russischen Musiker auf den Leib geschrieben.

Dabei kannten sich die beiden Musiker noch gar nicht, als Widmann mit der Idee zu dem Werk schwanger ging. Als der Komponist eines Tages den Musikerkollegen anrief und ihm erzählte, dass er ihn habe spielen hören und gern ein Stück für ihn schreiben würde, kannte Nakariakov nicht einmal dessen Namen, wie er gesteht. „Meine einzige Entschuldigung dafür ist, dass ich nicht wirklich ein Interpret für neue Musik bin.“

"Jeder Trompeter hat seine stärkeren und schwächeren Seiten"

Aber er war neugierig geworden, und sie verabredeten sich in München zu einem ersten Treffen. „Ich spielte Jörg ein paar Sachen vor, nichts Alltägliches, sondern eher ungewöhnliche Musik. Denn jeder Trompeter hat seine starken und schwächeren Seiten. Ich erläuterte ihm, womit ich mich wohlfühle und was mir weniger zusagt. Und dann begann er zu schreiben.“

Das war 2002. Während des gesamten Kompositionsprozesses blieben sie in Verbindung, diskutierten und arbeiteten an dem Werk. Die Uraufführung erfolgte vier Jahre später, 2006, durch das Münchener Kammerorchester bei einem Konzert in der Essener Philharmonie. „Ich habe mit dem Stück seither große Erfolge gehabt“, sagt Nakariakov, der irgendwann aufgehört hat mitzuzählen, wie häufig er das Werk weltweit schon gespielt hat.

Besonders auffällig an „ad absurdum“ ist die extreme Motorik, die unerbittlich vorwärtsdrängende Sechzehntelbewegung, die nicht nur den Solisten, sondern auch das Orchester erfasst. Widmann selbst bemerkt in einer Werkbeschreibung, dass das Tempo von Beginn an so hoch sei, „dass es unmöglich gesteigert werden kann“.

Diese pausenlose Bewegung erfordert vom Solisten ein erhebliches Maß an technischem Können, nicht nur ein rasantes Staccatospiel mit Doppelzunge, sondern auch den Einsatz der sogenannten Zirkuläratmung. Dass Widmann zwischendurch sogar Miles Davis zitiert, zeigt ein bisschen von der stilistischen Richtung, die er in seinem Werk verfolgt.

Aber der aus Russland stammende Trompetenvirtuose Nakariakov wird nach diesen anstrengenden 17 Minuten an diesem Freitagabend offenbaren, dass zwei musikalische Seelen in seiner Brust wohnen. Und zwar dann, wenn er den brillanten Klang der Trompete gegen den sanfteren des Flügelhorns eintauschen wird, um ein Arrangement von Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 495 für just dieses Instrument zu spielen.

„Das ist etwas völlig anderes. Ein anderer Planet“, sagt Nakariakov. Ob der Klang des Flügelhorns auch eine andere emotionale Qualität hat? „Nein“, sagt er. „Für die Emotion ist einzig der Interpret zuständig.“

Das Konzert des Beethoven Orchesters Bonn „Heldenleben“ beginnt an diesem Freitag, 11. Januar, um 20 Uhr in der Oper Bonn. Auf dem Programm stehen Werke von Charles Ives („The unanswered Question“), Jörg Widmann (Konzertstück für Trompete und kleines Orchester „ad absurdum“), Wolfgang Amadeus Mozart (Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 495, arr. für Flügelhorn) und Richard Strauss („Ein Heldenleben“ op. 40); Sergei Nakariakov (Trompete und Flügelhorn), Beethoven Orchester Bonn, Dirk Kaftan (Dirigent), 19.15 Uhr Konzerteinführung. Am Sonntag, 13. Januar, 11 Uhr, werden in der Reihe „Im Spiegel“ die Stücke von Ives und Strauss noch einmal gespielt. Darüber hinaus diskutiert Dirigent Dirk Kaftan mit der Schauspielerin Katja Riemann über das Thema „Helden“. ht Karten gibt es in den Bonnticket-Shops des General-Anzeigers sowie im Internet auf www.ga.de/tickets.

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