E-Werk in Köln Routiniert: Die Band HIM

Es waren die sehnsuchtsvoll schmachtende Stimme von Ville Valo und der metal-affine Sound seiner Band HIM, die die Konzerte der Finnen stets zu einer Art rockendem Trauergottesdienst machten.

Rund 2000 Fans im ausverkauften E-Werk in Köln waren neugierig, was "His Infernal Majesty" nach der Nervenkrankheit von Drummer Mika Karppinen und der Veröffentlichung des eher durchwachsenen Albums "Tears on Tape" im Frühjahr noch aufregend Morbides präsentieren würden.

Der Start mit "Unleash the Red" und "All Lips Go Blue" soll kraftvoll klingen, misslingt aber wegen einer gnadenlos in den klanglichen Hintergrund gemischten Stimme von Ville Valo. Der Frontmann, dessen gewohntes Charisma wirkt wie ein verunsichertes Sensibelchen, das versehentlich unter beinharte Rocker gefallen ist.

Sägende Gitarren lassen seiner gefühlig klagenden Stimme erst bei "Rip Out the Wings of a Butterfly" eine Chance. "Join Me in Death" funktioniert immer noch, und auch das Chris-Isaak-Cover "Wicked Game" hebt die Stimmung merklich. Hier ist die alte Klasse wieder spürbar.

Aber schnell verfällt die Gruppe wieder in einen eher uninspirierten Sound, der kaum mehr als gängige Metal-Schemata zu legieren versteht. Statt neuem Aufbruch nach dem Schicksalschlag, scheint die bisweilen anrührende Todessehnsucht einer simplen Müdigkeit gewichen, die letztlich die krachige Attitüde kaum kaschieren kann.

Nach "The Funeral of Hearts" erklingt ein Applaus, der mehr nach Pflichtschuldigkeit als nach Euphorie klingt. Die Zugabe ändert an dem Eindruck, dass die Musik von HIM bereits nahe am Verfallsdatum angelangt ist, auch nichts mehr.

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