Kabarettist zu Gast in Hennef Robert Grieß servierte einen bissigen Jahresrückblick

HENNEF · Zynisch, scharfzüngig, eloquent, mit einem Hang zum schwarzen Humor - wenn der Kölner Kabarettist Robert Grieß (46) zu einem Rundumschlag ausholt, bleibt kein Auge trocken und kein Politiker ungeschoren.

 Politisches Kabarett: Robert Grieß rechnet in Hennef ab und serviert seine "Schlachtplatte".

Politisches Kabarett: Robert Grieß rechnet in Hennef ab und serviert seine "Schlachtplatte".

Foto: Ingo Eisner

Am Mittwochabend servierte Grieß zusammen mit Guntmar Feuerstein und Fred Ape in der Meys Fabrik seine "Schlachtplatte" in der Hennefer Meys Fabrik. Dabei kam auch seine Figur des klugen Proleten "Stapper" wieder zu Ehren.

Angela Merkels Mimik, ihre Gesten, wie die "halbe Segnung", und die typische Art zu sprechen - Grieß hat das alles drauf. Die Bundeskanzlerin sei trotz der anhaltenden Euro-Krise in Europa die beliebteste Politikerin. Grieß fragt sich, warum. "Wahrscheinlich steckt sie selbst hinter der Krise."

Grieß nennt die Bundeskanzlerin die Domina von Europa, die schwarze Mamba der deutschen Politik. "Haben sie das mal beobachtet? Wer ihr vollstes Vertrauen genießt, ist ganz schnell weg vom Fenster." Ob zu Guttenberg, Wulff oder besonders Röttgen seien Beispiele dafür, dass Merkel wahrscheinlich ein "Stalinismus-Praktikum in Moskau absolviert habe".

Laut Grieß sei die Meinung über Merkel geteilt. "Die einen sehen in ihr Kohls Ziehkind, die anderen halten sie für Honeckers Rache an der BRD." Auch die FDP habe Merkel auf Normalmaß heruntergestutzt. Zusammen mit seinen kabarettistischen Mitstreitern Guntmar Feuerstein und Fred Ape begab sich Grieß auf die Suche nach aberwitzigen Statements von Spitzenpolitikern. Dabei beschränkte er sich allerdings nicht ausschließlich auf das Jahr 2012.

"Der Norden von Afghanistan ist doppelt so groß wie die Hälfte der Bundesrepublik", zitiert Grieß wortgetreu den ehemaligen Verteidigungsminister Franz Josef Jung. "Denken sie darüber mal nach", fügte Grieß hinzu und hatte natürlich die Lacher auf seiner Seite. "Bei der Todesstrafe sollten alle europäischen Staaten an einem Strang ziehen", soll die ehemalige Justizministerin Brigitte Zypries gesagt haben.

Auch den Schriftsteller Günter Grass und sein Gedicht "Was gesagt werden muss" nahm Grieß aufs Korn. Und natürlich durfte auch "Stapper" nicht fehlen. Der "kluge Prolet", den Grieß kreiert hat, schaut Arte, fährt einen Klimakiller namens "Hummer" und geht einmal pro Woche "rituell reiche Leute ärgern".

Der "reflektierende Unterschichtler" Stapper weiß, wo es langgeht. Ob Mittelschichtmuttis, diese "Ökotrophologinnen mit Fünf-Tibeter-Diplom im Louis-Vuitton-Täschchen", die Stapper beim Einkaufen beobachtet, oder das Privatfernsehen, das davon lebe, sich über Menschen ohne Geld lustig zu machen und sie als Vollidioten darstelle: Bei Stapper bekommen viele ihr Fett weg.

Überhaupt schaffte Grieß in Hennef, was eine besondere Kunst ist: politisches, anspruchsvolles Kabarett auf die Bühne zu bringen.

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