Bundeskunsthalle Robert Fleck: Kündigung nach der Ankündigung

bonn · Robert Fleck verlässt die Bundeskunsthalle nun früher als ursprünglich geplant und geht nach Düsseldorf. Als "lame duck", als Chef ohne Autorität und Macht, wollte er wohl nicht enden. Also zog Robert Fleck die Reißleine und schickte seinem Arbeitgeber, dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Bernd Neumann, die Kündigung.

Fleck verlässt die Bundeskunsthalle zum 1. Oktober dieses Jahres. Noch unmittelbar nach dem Jubiläum "20 Jahre Bundeskunsthalle" vor wenigen Wochen hatte Fleck bekannt gegeben, seinen Fünfjahresvertrag als Intendant der Bundeskunsthalle nicht über Ende 2013 hinaus verlängern zu wollen. Man einigte sich im "gegenseitigen Einvernehmen" darauf.

Was Fleck nun bewogen hat, nun schon in diesem Jahr aufzugeben, teilte er der Presse schriftlich mit. Für Nachfragen war er nicht zu erreichen. Er habe der Vorsitzenden des Bundeskunsthallen-Kuratoriums im April mitgeteilt, dass er sich in den nächsten Jahren auf die Forschung und Lehre an der Kunstakademie Düsseldorf und auf freie publizistische und Ausstellungsprojekte konzentrieren wolle. Beide Aufgaben - die Intendanz der Bundeskunsthalle und die Professur an der Kunstakademie - hätten "sich in den ersten Monaten als unvereinbar erwiesen, den Zeitaufwand, die Konzentration und die Repräsentanz beider Institutionen betreffend", schreibt der scheidende Intendant.

Er bitte um "Entbindung von meiner Aufgabe als Intendant der Bundeskunsthalle ab dem 1. Oktober 2012", schreibt er. Passend zum Start des Wintersemesters in Düsseldorf. Fleck weist darauf hin, dass die Ausstellungen für die zweite Jahreshälfte 2012 - "Lob der Torheit" und "Schätze aus dem British Museum" - produziert seien, die Ausstellungen für 2013 seien "in ihrer inneren Gestaltung festgelegt". Fleck sieht "keine Gefahr für die Kontinuität in der Bundeskunsthalle". Auch die großen kulturhistorischen Projekte für das Jahr 2014 seien weit fortgeschritten.

Fleck hinterlässt eine Institution in Aufruhr, publizistisch angezählt durch die mehrheitlich kritisch aufgenommene Ausstellung über Anselm Kiefer. Und auch gegen die Schau über das Animationsfilmstudio "Pixar" regte sich Unmut. Hinzu kommt eine rein Bonner Verstimmung: Die Pläne der Bundeskunsthalle, auf den Museumsplatz Kiefer-Skulpturen zu stellen, geriet zur Unzeit in die Mühlen der Kommunalpolitik, wie Bernhard Spies, kaufmännischer Geschäftsführer der Bundeskunsthalle, sagte.

Sie seien dort zerredet worden. Die Bundeskunsthalle, Besitzerin des Platzes, zieht das Projekt nun zurück und will die Stadt jetzt bei der Gestaltung des Platzes nicht mehr mitspielen lassen. Ohne einen Intendanten an der Spitze muss das Haus nun diese Probleme meistern.

Dass auch Flecks Reputation insbesondere durch die als problematisch bewertete Nähe zum Immobilienunternehmer und Kunstsammler Hans Grothe und dessen Kiefer-Kollektion gelitten hat, kann angenommen werden. Regionale und überregionale Medien stellten die Frage nach seinem Selbstverständnis als Museumsmann.

Sogar Flecks neue Arbeitgeberin, NRW-Kulturministerin Ute Schäfer, ging den frisch ernannten Akademieprofessor Fleck hart an, indem sie seine Kiefer-Ausstellung als "Kulturbruch" bezeichnete und Flecks "Arbeitsethik" als Intendant der Bundeskunsthalle in Frage stellte: "Hier hat jemand mit einer Tradition Ausstellungen zu machen, zu kuratieren und zu begleiten, gebrochen. Das stößt auf Kritik."

Früher als geplant muss der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Bernd Neumann, nun handeln, damit möglichst bald ein neuer Intendant gefunden wird. Als es um die letzte Berufung ging, war man den Weg der Ausschreibung gegangen. Im aktuellen Fall hält Spies den Weg über eine Findungskommission für den geeigneten. Der 55-jährige Wiener Fleck war 2008 als Intendant der Bundeskunsthalle und Nachfolger von Christoph Vitali berufen worden. In Düsseldorf ist er Professor für "Kunst und Öffentlichkeit".

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