Premiere Richard Maxwells "ads" im Lampenlager

BONN · 38 Bonner Bürger hat der New Yorker Theatermann Richard Maxwell für sein Projekt "ads (werbung)" vor die Kamera geholt und ihnen entlockt, woran sie glauben. Die ersten 20 davon sind bei der Premiere im Lampenlager vertreten, teils als Zuschauer aus Fleisch und Blut, teils nur als Hologramme auf der Bühne.

Die Projektion wirkt verblüffend echt: Ein holographischer "ads"-Teilnehmer nach dem anderen schlüpft aus dem schwarzen Vorhang im Hintergrund, steigt auf ein reales Holzpodest, sagt, was er zu sagen hat und verschwindet wieder in einer Vorhangfalte.

Die raffinierte Technik verschafft den Sprecherbildern die Präsenz von realen Schauspielern - auch weil ihre Stimmen dank eines perfekt ausbalancierten Tons den ganzen Raum erfüllen.

"Ich glaube an das Schicksal" lautet das erste Credo, und weitere Bekenntnisse folgen. Christen, Muslims und Juden bringen ihren religiösen Glauben zur Sprache; andere beten Freiheit, Schönheit, Kreativität, Ehrlichkeit oder Menschlichkeit an. Kinder und Jugendliche betonen den Wert von Familie und Freunden.

Einige sprechen ihren Text wie auswendig gelernt, ein junger Mann rappt, andere versuchen es frei, stocken und blinzeln ihre Kunstpausen in die Kamera. "Ich glaube an mich", verkündet ein Bursche, "und ich werde mich fortpflanzen, weil die ganze Nummer mit Familie und so viel zu abgefahren ist, als dass ich sie an mir vorüberziehen lassen würde."

Maxwell treibt ein doppeltes Spiel mit Sein und Schein: Die optische Vorspiegelung falscher Tatsachen bildet den Rahmen für ein weiteres Vexierspiel: Was von dem, was diese Leute über sich offenbaren, ist wahr?

Was davon spiegelt eine verzerrte Selbstwahrnehmung, was davon ist bewusste Verstellung für die Kamera? Bei der Premiere stellen sich diese Fragen kaum. Diese 20 wirken auch als Geisterwesen authentisch; ihre Werbespots klingen aufrichtig.

Termine: 22., 24. und 25. Mai. Karten in allen GA-Zweigstellen und bei bonnticket.de.

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