Ausstellung in Oberwinter "Rheinlandschaften" von Martin Frey

OBERWINTER · Er hat sie geliebt, die vielen Gesichter des Rheins. Ob schmucke Uferbebauung, Kirchen am Strom oder die auf keiner Postkarte festgehaltenen Industriezonen - der 1991 in Bad Godesberg verstorbene Maler Martin Frey befand alle diese Ansichten seiner Kunst würdig.

Das machen rund 40 "Rheinlandschaften" aus der Sammlung von Axel Schmitt und seiner Frau Ingrid Schmitt-Jüssen anschaulich, die der Rathausverein in einer neuen Ausstellung vorstellt.

Gleich kämpfenden Giganten lässt Frey Kräne im Bonner Hafen gegeneinander antreten. Ebenso haftet der düsteren Kohlezeichnung "Boot" und der in schummrig-rauchigen Tönen gehaltenen "Raffinerie bei Wesseling" etwas Heroisches an. Doch bilden finster interpretierte Szenarien die Ausnahme. Überwiegend waltet Gelassenheit, mal heiter, mal melancholisch, in den lichten, oft über Kohlezeichnung gelegten Aquarellen. In schöner Diagonale reihen sich die Boote im Oberwinterer Hafen, während ein anderes Blatt dessen harmonische Biegung und den glatten Wasserspiegel betont.

Die reizvoll wiederholte Abfolge von Land und Wasser ist mit einem Uferstück, dem Inselstreifen Nonnenwerth und Hohenhonnef im Hintergrund eingefangen. Gemächlich lagern Rheinkähne, und aus dunstig-stillen Hochwasser-Gründen ragen Gesträuch und Baumgruppen bei Mehlem auf.

Frey weiß Motive mit grafisch freien Flächen geschickt zu komponieren. Das Bonner Münster, den Kölner Dom samt Hohenzollernbrücke oder die Apollinariskirche, Remagen und das Siebengebirge fasst er in schnörkellose Linien.

Abgefangen werden sie von hauchzartem Aquarell, in dem Farbnuancen stufenlos wechseln. Dass der Künstler, der auch zahlreiche Skulpturen für den öffentlichen Raum schuf, als Maler ungemein sicher agierte, lag an seinem Fundament. Bereits ausgebildeter Dekorationsmaler, besuchte er die Kölner Werkschulen, war Bühnenbildner und gleichzeitig Zeichenlehrer, bevor er in den 1940er Jahren an der Münchener Akademie studierte.

Die NSDAP finanzierte das Studium. Warum, das hat Sammler Schmitt nie herausgefunden. An Freys Malstil kann es nicht gelegen haben. Er ist weder ideologisch aufgeladen noch zeitlos mittelmäßig und banal, wie die Nazi-Kunst allgemein, sondern zeichnet sich durch eine bemerkenswerte eigene Handschrift aus.

Die Ausstellung im Alten Rathaus, Hauptstraße 99 ist am Samstag, 2. März, von 17 bis 19 Uhr und am Sonntag, 3. März, von 11 bis 12.30 und 16 bis 18.30 Uhr geöffnet.

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