Schumannfest Religiöse Innigkeit

Bonn · Beethoven-Competition-Sieger Filippo Gorini gastiert mit späten Klavierwerken von Robert Schumann und Ludwig van Beethoven in Endenich.

Pianist Filippo Gorini.

Pianist Filippo Gorini.

Foto: Telekom

Die Zusage Filippo Gorinis für ein Konzert beim Schumannfest hatte sich Festivalleiter Markus Schuck schon auf halber Strecke der Telekom Beethoven Competition 2015 gesichert, also noch bevor der 20-jährige Italiener schließlich als Sieger triumphierte. Möglicherweise wäre er aber auch später nicht glücklos geblieben, denn Gorini macht nicht den Eindruck eines ruhm- und gagenversessenen Starpianisten, sondern den eines sehr ernsthaften Musikers, dem es bei allen Erfolgen doch um das Eigentliche geht – um die Musik.

Für sein Gastspiel in Schumanns Sterbehaus hatte er jedenfalls sein Programm eigens zusammengestellt und zwei Werke aus der letzten Lebensphase des Komponisten einstudiert, wie er zu Beginn des Abends erklärte. Bei den „Geistervariationen“ Robert Schumanns handelt es sich sogar um die letzte Komposition Schumanns überhaupt, deren Entstehung in die Zeit seines Selbstmordversuchs 1854 fällt. Gorini spielte das bewegend schlichte Thema und die fünf Variationen mit großer Wärme und einer hörbaren Wertschätzung, die dem Werk lange versagt geblieben war.

Gorinis unglaublich nuancierter Anschlag, seine kantable Phrasierung waren auch in den „Gesängen der Frühe“, den fünf ursprünglich der Hölderlin'schen Liebeslehrerin Diotima gewidmeten Klavierstücken, zu vernehmen. Etwa in den choralartigen Nummern eins und fünf, deren religiös anmutende Innigkeit Gorini ganz wunderbar zum Ausdruck brachte. Die muntere Jagdlaune des dritten Satzes wirkte hier als schön herausgearbeiteter Kontrast.

Als Preisträger des Beethoven-wettbewerbs gab es auch zwei Opera des in Bonn geborenen Komponisten zu hören, in Abänderung des ursprünglichen Programms die Sonate op. 110 und die Bagatellen op. 126. Der junge Italiener steht mit dem Spätwerk Beethovens auf vertrautem Fuß. Die Sonate spielte er in dem knappen scherzoartigen Allegro molto nicht nur technisch brillant, sondern im ersten Satz auch einfühlsam kantabel und in der Fuge des Finales mit klanglicher Transparenz und großer Expressivität. Den Variantenreichtum der Bagatellen schöpfte er souverän aus, bevor er sich mit zwei der ursprünglich im Programm vorgesehenen Fantasien aus Johannes Brahms' op. 116 als Zugaben verabschiedete.

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