Premiere im Theater Bonn Reise zum Ursprung der Gewalt

"Das Unaussprechliche sprachbar machen": Neun Schauspielstudenten der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft realisieren im Theater Bonn ihr Stück "Wut Macht Liebe", das sich mit der Frage nach dem Grund für sinnlose Gewalt, für Taten aus purer Verzweiflung beschäftigt.

 Forschend: Die Darsteller des Stücks "Wut Macht Liebe".

Forschend: Die Darsteller des Stücks "Wut Macht Liebe".

Foto: Harder

Die Geschichte: Vier junge Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten schließen sich zu einer Bande zusammen. Sie begehen Raubüberfälle, nicht des Geldes wegen, sondern um Gewalt auszuüben, Macht zu spüren und Anerkennung zu erlangen.

Die neun Studenten der Abschlussklasse Schauspiel der Alanus Hochschule Alfter erzählen von den Jugendlichen, spielen sie und forschen nach den Gründen für ihr Handeln. "Das Projekt hatte zum Ziel, episch zu arbeiten. Die Darsteller erzählen über die Figuren, als wären es enge Vertraute", erklärt Dominik Schiefner, Leiter des Theaterprojekts.

Jedoch werden Merkmale des epischen Theaters wie etwa der Verfremdungseffekt umgangen. Anders als in der Reinform des epischen Theaters nach Brecht stehen die Erzählerrollen in einer engen Verbindung zu den Figuren und betrachten das Geschehen nicht völlig aus der Distanz.

Der Akt des Erzählens ist gewissermaßen der Impulsgeber des Stücks. Man erzählt aus seiner Sprachlosigkeit heraus eine gemeinsame Geschichte, jeder trägt ein Puzzleteil und Mosaiksteinchen zum großen Ganzen bei. "Das Stück ist wie eine Reise, bei der herausgefunden werden soll, was mit den Vieren geschehen ist. Der Zuschauer soll auf diese Reise mitgenommen werden", erklärt Anna Möbus, eine der Schauspielerinnen.

Der Wechsel zwischen der durch die Erzählerperspektive geschaffenen Distanz und der Identifikation, des "in-die-Rolle-Schlüpfens", war eine schwierige wie auch sehr spannende Aufgabe für die Studenten, meint Simon Kannengießer, der ebenfalls als Schauspieler mitwirkt. "Um sich auf das Spielen vorzubereiten, wurden die Studenten in ihren Rollen interviewt. So mischten sich Vorgaben mit Fantasie", so Schiefner.

Die Geschichte ist in Wien angesiedelt, Ende der 50er Jahre. Dennoch wohnt ihr eine "ungeheure Allgemeingültigkeit inne", betont der Leiter des Ensembles. Die Frage nach der Rebellion und Gewalt zieht sich laut Schiefner über alle Gesellschaftsschichten hinweg und verleiht dem Bühnenspiel somit einen unvergleichlichen Universalcharakter. Das Stück will jedoch keine absoluten Lösungen bieten, sondern vielmehr zum Nachdenken anregen.

Nach der Aufführung ist es möglich, mit dem Leiter des Projekts, Dominik Schiefner, ins Gespräch zu kommen und Fragen zum Stück zu stellen.

Premiere: Mittwoch, 20. Februar, 20 Uhr, Theater Bonn, Werkstatt. Am Boeselagerhof 1. Weitere Aufführungen an der Alanus-Hochschule: 16., 17. und 23. März 2013, 19.30 Uhr. Alanus Hochschule, Campus 1, Johannishof, Alfter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Aus dem Ressort