Reihe "Serenade um 11" startet am Sonntag in Bonn

BONN · Wer als "Karajan der alten Musik" bezeichnet wird, hat allen Grund, sich geschmeichelt zu fühlen. Der Dirigent Christopher Hogwood, der in der aktuellen Saison des Beethoven Orchesters die komplette Reihe der jetzt beginnenden sonntäglichen Reihe "Serenade um 11" dirigiert, darf sich diese Auszeichnung an die Brust heften.

 Der Dirigent Christopher Hogwood gilt als einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis. Am Sonntag dirigiert er das Beethoven Orchester.

Der Dirigent Christopher Hogwood gilt als einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis. Am Sonntag dirigiert er das Beethoven Orchester.

Foto: Promo

Inhaltlich aussagekräftig ist sie freilich nur bedingt. Dafür sind der in Nottingham geborene britische Musiker und der Salzburger Maestro zu unterschiedliche Musikernaturen. Die Programme, die Hogwood für die Bonner Konzertserie zusammengestellt hat, verraten schon ein bisschen mehr über den Musiker. Wenn er Mozarts Posthorn-Serenade und Benjamin Brittens Serenade für Tenor, Horn und Streicher gegenüberstellt, wie er es für Sonntag vorhat, will er, dass "das eine Stück etwas über das andere aussagt".

Gerade die Verbindungslinien zwischen Klassikern wie Haydn und Mozart und den Neoklassizisten wie Benjamin Britten oder Bohuslav Martinu interessieren ihn. Für Hogwood sind sie enge Verwandte. Er schätzt besonders die Reinheit dieser Musik. "Die Orchestermusiker sagen häufig, es bekomme ihnen sehr gut, Mozart und Britten zu spielen, wenn sie vorher Mahler, Bruckner und solche ganz großen Sachen gemacht hätten", sagt er.

Denn die Klarheit der Musik Mozarts und der seiner stilistischen Nachfahren mache jedes Detail hörbar: "Das muss alles ganz transparent sein." Nichts verliert sich im Klang eines riesigen Orchesterapparates, was von dem einzelnen Musiker eine ganz andere Disziplin und Kultur erfordere.

Hogwood gehört zu den prominentesten Dirigenten der Alte-Musik-Szene. Anfang der 70er Jahre gründete er in London die "Academy of Ancient Music", die noch immer existiert. "Aber ich bin nicht mehr dabei", sagt der 70-Jährige. "33 Jahre sind genug." Als aktiver Musiker steht er heute meist vor Orchestern, die auf modernen Instrumenten spielen. Wenn er nicht dirigiert, sitzt er am Schreibtisch über Manuskripten von Felix Mendelssohn Bartholdy, um für Bärenreiter eine neue Ausgabe seiner Orchesterwerke zu edieren.

Für Hogwood ist das eine unglaublich spannende Tätigkeit, die viele Überraschungen birgt. Zum Beispiel die Entdeckung, dass Mendelssohn fünf Versionen der Hebriden-Ouvertüre geschrieben hat, die er alle aufführte. "Ich mag einfach den Prozess von der Beschäftigung mit dem Manuskript bis zur Aufführung der Musik", sagt er.

Mit dem Bonner Orchester ist Hogwood bereits vertraut, seit er es in der vorvergangenen Saison erstmals dirigierte. Er schätzt den Ensembleklang, das Gedächtnis der Musiker für den Stil der Musik, die er mit ihnen einstudiert, und er weiß um die Qualitäten der Solisten. Dennoch hat er für seine insgesamt vierteilige Konzertreihe mit dem Beethoven Orchester zusätzlich einige prominente Instrumentalisten eingeladen.

Am kommenden Sonntag sind die Hornistin Marie Luise Neunecker und der Tenor Benjamin Hulett zu Gast. Und zum Abschluss der Reihe, am 24. Juni 2012, werden die Klarinettistin Sabine Meyer und der Fagottist Dag Jensen zu hören sein. Die geben der Reihe ein bisschen internationales Flair, findet Hogwood.

Beethovenhalle, Sonntag, 27. November, 11 Uhr, Karten unter anderem in den GA-Zweigstellen und bei bonnticket.de.

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