Kunstmuseum Bonn Reichlich Raum für Interpretationen

BONN · Kunst verschönert im besten Fall nicht nur eine Wand oder einen Raum, sondern regt auch zum Nachdenken an und lädt zu mehr oder weniger weitreichenden Interpretationen ein. Wer durch das Bonner Kunstmuseum geht, kommt immer wieder mit Werken in Berührung, die vom Betrachter eine tiefgründige Interpretations-Leistung abverlangen.

 "Dass es verschiedene Lesarten gibt, ist durchaus gewollt" Künstler Christoph M. Loos

"Dass es verschiedene Lesarten gibt, ist durchaus gewollt" Künstler Christoph M. Loos

Eines dieser Werke ist sicherlich die große Installation von Christoph M. Loos, die in Raum 9 der ständigen Sammlung des Museums präsentiert wird.

Die Installation mit dem Namen "Ektropie (Negentropie)" besteht aus hauchfeinen Holzscheiben - aus der Ferne könnte man denken, dass es sich um Papier handelt. Je näher der Betrachter aber an das Werk herantritt, desto deutlicher wird die Struktur des Holzes. Die Installation besteht aus acht Holzschnitten in Schwarz auf Espenholz, das zuvor von dem als Druckstock verwendeten Baumstamm abgeschält wurde. Durch dieses Verfahren bleibt die ehemalige Einheit, die Holzdruck und Druckstock einmal bildeten, für den Betrachter präsent.

Während eines Gespräches mit dem Intendanten des Kunstmuseums, Stephan Berg, am Mittwochabend, machte Loos deutlich, dass sein kompliziert klingender Werk-Titel nur ein Angebot sei: "Die Doppelbegrifflichkeit meint etwas Ähnliches, ja fast das Gleiche - bei näherer Betrachtung weisst es aber auch Unterschiede auf. Mein Titel versteht sich als Angebot. Dass es verschiedene Lesarten gibt, ist mir durchaus bekannt und auch gewollt. Der Titel ist kein Gebot für die Betrachterseite".

Berg findet die Bezeichnung Installation für das Werk fast fehl am Platze. In seinen Augen sei es eher eine Art Andachtsraum. Loos entgegnete, dass der Begriff Installation, die immerhin einen ganzen Raum in Anspruch nimmt, ganz gut passen würde. "Ich würde mich aber auch nicht dagegen wehren, wenn man es als Denkraum bezeichnet", sagte der Künstler.

Während einige Betrachter einen Baum in Loos' Werk sehen, sehen andere wiederum Strommasten. Die Interpretations-Version, dass es sich um eine Landstraße handelt, die durch einen Wald führt, war ebenfalls aus dem Publikum zu hören. Einige Gäste sahen in dem Werk auch deutliche Einflüsse der japanischen Kultur.

Loos war zwar eine Zeit lang in Japan, wies aber einen asiatischen Einfluss auf seine Werke zurück, vielmehr habe ihn Japan "enttäuscht. In Japan haben Sie es mit zwei bis drei Ebenen zu tun, bis man die persönliche Ebene trifft. Ich persönlich bin sehr direkt, mit der Zurückhaltung und Verschachtelung der Japaner kam ich nicht zurecht", erzählte Christoph M. Loos.

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