Schwächephase im Sommer Reduziertes Programm: Bundeskunsthalle rechnet 2014 mit Besuchereinbruch

BONN · Jetzt brummt es wieder, Gott sei Dank, ist man geneigt zu sagen. Nach einem mageren Sommer, in dem über acht Wochen lang nur jeweils eine Ausstellung im Angebot der Bundeskunsthalle lief, füllen sich Foyer und Haus wieder. Auf die exzellente, aber nur für einen kleinen Kreis interessante und daher mäßig besuchte Ausstellung über die Kunst der Elfenbeinküste (20.000 Besucher) folgt mit der Weltraumschau "Outer Space" eine echte Familienausstellung.

Schülergruppen und Familien bevölkern das Haus, am Wochenende kamen im Schnitt 2000 Weltraumfans pro Tag, an den Wochentagen waren es rund 1000. "Wir sind gespannt, wie es nach den Herbstferien läuft", sagt Pressesprecher Sven Bergmann.

285 000 Besucher kamen in diesem Jahr bislang ins Haus. Wie viele es am Jahresende sein werden, ist reine Spekulation. Aber die Marke von 2013 - 485 000 Besucher - wird wohl deutlich unterschritten. "Wir werden dieses Jahr kein Superjahr haben", prophezeit Intendant Rein Wolfs mit leichtem Sarkasmus.

Sieht es im Moment zwar besser aus als im besucherarmen Sommer, wirkt die Bundeskunsthalle trotzdem derzeit wie ein Schatten ihrer selbst. Noch im vergangenen Herbst liefen sechs Ausstellungen parallel, was ja eigentlich die Stärke dieser Kulturmaschine ist. Und nun? Auch "Outer Space" wird über drei Wochen solo laufen, bevor mit "Targets", einer eilig eingekauften Foto-Ausstellung von Herlinde Koelbl aus dem Deutschen Historischen Museum Berlin, eine Parallelschau in Bonn zu sehen ist.

"Outer Space" in der Bundeskunsthalle
7 Bilder

"Outer Space" in der Bundeskunsthalle

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Wolfs, der Intendant des Hauses, macht derzeit keinen fröhlichen Eindruck, hatte er doch bei seinem Amtsantritt im April 2013 noch vom spannenden Spiel auf verschiedenen Ausstellungsbühnen, vom "Crossover" in der Bundeskunsthalle geschwärmt. Die Realität zurzeit: fast tote Hose.

Was ist passiert? Wolfs nennt den Begriff "vorläufige Haushaltsführung". Bedingt durch die Bundestagswahl im vergangenen Jahr und die späte Konstituierung der Entscheidungsgremien habe die Bundeskunsthalle erst Ende August einen "Zuwendungsbescheid" bekommen.

Das bedeutet, dass viele Projekte, die vor der Wahl noch nicht vertraglich abgesichert waren, in die Warteschleife gerieten. In Bonn hat sich die "vorläufige Haushaltsführung" wie eine Haushaltssperre ausgewirkt. Wolfs musste ein eigenes Ausstellungsprojekt absagen, der Rest wurde gestreckt. "Hätte ich die Erfahrung gehabt, wie das funktioniert, hätte ich im Vorfeld anders reagiert", räumt Wolfs ein, der 2014 als "Zwischenjahr" abhakt.

Es sei nicht "pechschwarz", aber doch anders als normal: "Ich hätte lieber mehr Aktivität - vielleicht mit kostengünstigeren Ausstellungen", sinniert er. Die Schwächephase trifft die Bundeskunsthalle in einer Zeit, in der ohnehin der Sanierungsstau unübersehbar ist: Die seit Jahren angepeilte Neugestaltung des Museumsplatzes liegt brach, die Fassade des Peichl-Baus wird immer grauer und fleckiger.

Wolfs fühlt sich als künstlerischer Chef hier nicht zuständig. Wohl aber fürs Programm, mit dem er die Bundeskunsthalle aus dem Tal führen will. Kommenden Dienstag präsentiert er es. Soviel verriet er jetzt schon dieser Zeitung: Mit Koelbls "Targets" - das sind Zielscheiben, die die Fotografin auf Truppenübungsplätzen der ganzen Welt dokumentiert hat - will er das mit "1914. Die Avantgarden im Kampf" angestoßene Kriegsthema abschließen und in die Gegenwart führen. Im Februar 2015 folgt Michelangelo als Inspirationsquelle. Karl Lagerfelds Mode wird ab Ende März zum Thema. Im kommenden Herbst wird man in der Bundeskunsthalle Japans Liebe zum Impressionismus mit Werken von Monet bis Renoir erleben. Was Wolfs für 2015 verspricht? "Eine höhere Dichte".

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