Geisterstunde auf Schloss Drachenburg Rasselnde Ketten und spitze Schreie

Königswinter · Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss. Es ist stockfinster, kein einziger Lichtstrahl erhellt den Flur. In diesem Moment bereuen es die Abenteurer, sich zur Geisterstunde auf Schloss Drachenburg gewagt zu haben.

 Geht es hier mit rechten Dingen zu? Die Grusel-Führung durchs dunkle Schlossgemäuer wird zur echten Zitterpartie.

Geht es hier mit rechten Dingen zu? Die Grusel-Führung durchs dunkle Schlossgemäuer wird zur echten Zitterpartie.

Foto: Frank Homann

Denn hier scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Was auch immer in diesen alten Gemäuern schlummert... niemand möchte es auf sich aufmerksam machen.

Nur zu zweit, um unnötigen Aufruhr zu vermeiden, wagen sie sich durch den dunklen Gang. Vorsichtig setzen sie einen Fuß vor den anderen, immer auf der Hut. Beinahe haben sie die Bibliothek erreicht, wähnen sich bereits in Sicherheit - da löst sich auf einmal eine Gestalt aus den Schatten und springt sie zischend an.

Kreischend flüchten sich die Nachtwanderer in den nächsten Raum und reißen die Tür hinter sich zu. "Angekommen!", rufen sie dem Rest der Gruppe zu, dem der Geisterflur noch bevorsteht. "Sehr gut! Die nächsten bitte", fordert Schlossführer Peter Wendland auf. Nur zaghaft wagt sich das nächste Paar in die Dunkelheit. "Viel Spaß", flüstert er, bevor er die Tür geräuschvoll hinter den beiden schließt.

Von wegen bloß Lagerfeuergeschichten: Es spukt tatsächlich auf Schloss Drachenburg. Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, betritt jeder die Gemäuer auf eigene Gefahr. Denn im Dunkeln treiben sie dort ihr Unwesen, die früheren Besitzer und Bewohner des Anwesens, und sind über Ruhestörer nicht sonderlich erfreut.

Dennoch wagt sich Freiberufler Peter Wendland einmal im Monat mit einer Gruppe von Wagemutigen in die Räume des Schlosses - und zwar nur mit wenigen Laternen ausgestattet. Wenn schon ein echtes Spukschloss, dann auch mit Gruselatmosphäre.

Zu dem historischen Rundgang lassen sich schließlich auch einige unheimliche Gestalten blicken. "Es ist einfach faszinierend, so eine Schlossführung mal ganz anders zu erleben", erklärt Sozialpädagoge Wendland sein Konzept. "Wir verbinden Fakten mit Spannung - die Geister sind dabei quasi eine Zugabe."

Während Peter Wendland sein Publikum also mit allerlei kuriosen Fakten zur Geschichte von Schloss Drachenburg versorgt, scheinen die übernatürlichen Begleiter regen Spaß daran zu haben, die Teilnehmer ordentlich zu piesacken. Wohin auch immer es die Besucher verschlägt - Kinder singen, Dielen knarren und Ketten rasseln.

Besonders Mutige gehen sogar regelrecht auf Tuchfühlung mit den Gespenstern: Im eindrucksvollen "Reich der Nibelungen" sorgt der Schrumpfkopf von Hagen von Tronje für panisches Chaos, bevor manche am Ende des Ganges die langsam wandelnde Gestalt Brunhilds von Island erspähen.

Und was dann in einem geheimen Botengang vor sich geht, in dem eine kleine Schatulle gefunden werden muss, das lassen die schrillen Schreckensschreie der fünf dorthin entsandten Teilnehmerinnen nur erahnen. Die vielen, teils auch fiesen Schockeinlagen (die Geisterstunde ist daher nur was für Erwachsene) schmälern ein Erlebnis nicht: nämlich das Eintauchen in die Welt der Erbauer und Bewohner des Schlosses.

So fasziniert vor allem die Lebensgeschichte des Pariser Bankiers Freiherr Stephan von Sarter, der sich von 1882 bis 1884 das Schloss als Wohnresidenz errichten ließ, ohne jemals einzuziehen.

Spuk nach Wunsch

Grusel-Führung für maximal 24 Gäste ab 18 Jahren und Jugendliche ab 16 Jahren in Begleitung eines Volljährigen. Preise: Erwachsene 20 Euro, Jugendliche bis 17 Jahre 15 Euro. Nächster Termin: 30. August. Geisterstunden sind auch privat buchbar ( info@peter-wendland.de, Rufnummer 02223/296309). Kindgerechte Nachtwanderungen werden ebenfalls angeboten, so wieder am kommenden Freitag, 30. August. Weitere Informationen gibt es unter www.schloss-drachenburg.de.

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