Ramaz Chikviladze: Vom Boxring auf die Opernbühne

Schwergewicht singt wundervolle Arien im Opernfoyer

Bonn. Die Geschichte kann man sich bei einem Gesprächsabend natürlich nicht entgehen lassen. "Sie haben doch vor ihrer Karriere etwas ganz anderes gemacht", lockerte Opernfreunde-Vorsitzender Ferdinand Kösters seinem Gast die Zunge, "erzählen Sie doch mal."

Und so erfuhren die Zuhörer im Opernfoyer, dass Ramaz Chikviladze, seit zwei Spielzeiten in Bonn als Bass auf der Opernbühne zu erleben, ein Mann der Fäuste war, bevor er sich zum Sänger ausbilden ließ.

Vielversprechend ließ sich die sportliche Laufbahn des talentierten Boxers in seinem Heimatland Georgien an, neun Jahre mischte Chikviladze im Profi-Bereich mit. Bis eine gute Freundin seine stimmlichen Qualitäten entdeckte und ihn dem Konservatorium in Tiflis empfahl.

Vom Boxring auf die Opernbühne - die Story amüsierte die Zuhörer, vor allem, weil offenbar mancher Dirigent, der davon hörte, fortan gehörigen Respekt vor dem Sänger zeigte. Dabei entpuppte sich Chikviladze als ein ausgesprochen offener, freundlicher und sympathischer Künstler.

Ein Schwergewicht ist Chikviladze geblieben - allerdings nun im künstlerischen Bereich. In Bonn hat man ihn bereits als Sarastro, Osmin oder Landgraf erlebt.

Das Programm, das er zusammen mit Korrepetitor Christopher Arpin vortrug, zeigte ihn als reifen, klug gestaltenden Sänger. In drei Liedern von Peter Tschaikowsky gelang ihm zarte Melancholie ebenso überzeugend wie der große, auftrumpfende Gestus.

Das altrussische Volkslied "He uchnjem", bekannt als "Lied der Wolgaschlepper", trug Chikviladze mal beschwörend, mal kraftvoll, aber nie schwerfällig oder schleppend vor.

Die (imaginäre) Opernbühne betrat Chikviladze mit den Arien des Banquo aus "Macbeth" und des Gremin aus "Eugen Onegin". Auch darin beeindruckten die gut geführte, voluminöse und farbenreiche Stimme und die nuancierte Interpretation.

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