Hemsing wurde 1988 in Valdres, der Volksmusikregion Norwegens, geboren und ist seit frühester Kindheit sowohl der Folklore als auch der "klassischen" Musik verbunden.

So begann sie ihren Abend in Siegburg mit einem traditionellen Brautmarsch, den sie auf der Hardangerfiedel spielte, der Folkloregeige Norwegens. Diese ist zusätzlich zu den normalen vier Saiten mit vier metallenen Resonanzsaiten versehen, was ihr einen metallisch-schnarrenden Ton verleiht. Hemsing überzeugte bereits bei diesem Solo-Stück.

Ihr Klavierpartner Tor Espen Aspaas stellte sich nachfolgend mit einer Variante genau dieses Brautmarsches von Edvard Grieg vor. Danach führte er mit ein paar Worten ins Programm ein. Gemeinsam setzten sie dieses fort mit "Sechs alten Heimatweisen aus Lom" von Carl Gustav Sparre Olsen.

Auf der klassischen Geige stellte die 25-Jährige ihre ganze Virtuosität in dem Solo-Stück "Yr" des zeitgenössischen norwegischen Komponisten Lasse Thoresen unter Beweis. Hierin wird die Klanglichkeit der Hardangerfiedel auf die klassische Violine übertragen - eine versiertere Interpretin als Hemsing hätte man wohl kaum finden können.

Doch auch im klassischen Repertoire brilliert die junge Geigerin, was sie in Griegs Sonate Nr. 1 sowie in Beethovens Variation eines schottischen Volkslieds op. 107 und Nielsens Sonate Nr. 1 eindrucksvoll unter Beweis stellte. Ihr Spiel ist von einer Natürlichkeit und Wärme gekennzeichnet, einer tiefen Verbundenheit zur Musik, die sie auch mal ordentlich zupacken lässt. Perfekt und sensibel begleitet wurde sie hierbei von Aspaas. Von Ragnhild Hemsing wird man sicher noch hören.