17.000 Fans PUR spielt in ausverkaufter Lanxess Arena in Köln

Köln · Die sechs Musiker der Band PUR spielten am Mittwochabend vor rund 17.000 Fans in der ausverkauften Lanxess Arena in Köln. Neben einigen Klassikern spielte die Band auch Lieder des neuen Albums.

 PUR spielte am Mittwochabend in der Lanxess Arena in Köln.

PUR spielte am Mittwochabend in der Lanxess Arena in Köln.

Foto: Thomas Brill

„Grüße aus der Garderobe – wir freuen uns auf Kölle“, meldet sich PUR-Sänger Hartmut Engler über Lautsprecher, während kurz darauf die sechs PUR-Musiker die inmitten der Lanxess Arena positionierten Rundbühne erklimmen. Schließlich erscheint auch der Frontmann einer der erfolgreichsten deutschen Popgruppen, und genießt den überschwänglichen Jubel der 17000 Fans. Der Oberpurist mimt routiniert den Fassungslosen. Vielleicht ist er als sparsamer Schwabe aber auch nur überrascht, weil trotz angeblich ausverkaufter Halle viele Plätze in den Oberrängen leer geblieben sind.

Mit dem Titel „Freunde“ legt PUR los und unterstreicht damit das Verhältnis zum Publikum, das der Band aus Bietigheim-Bissingen teils über Jahrzehnte schon die Treue hält, und dies als Chor mit bemerkenswerter Textsicherheit immer wieder unter Beweis stellt. Es folgen Lieder des neuen Albums „Zwischen den Welten“, das die bekannte PUR-Mischung mehr oder weniger klischierter Gefühlsmuster fortschreibt. In Sachen Zweisamkeit beschreibt „Verboten schön“ die emotionale Abhängigkeit eines verschmähten Mannes, und in dem Titelsong „Zwischen den Welten“, wird die gesellschaftliche Verwirrung, die unterschiedliche Weltanschauungen auslösen können, thematisiert. Der vor zweieinhalb Jahren an Krebs schwer erkrankte Keyboarder Ingo Reidl erhält mit dem Lied „Freund und Bruder“ Solidarität von Band und Fans. Das neue Material verfügt nicht über die Eingängigkeit der Mitsing-Klassiker wie „Indianer“, „Lena“ oder „Hab` mich wieder mal an Dir betrunken“.

Auch was die Wortdrechseleien, ohnehin meist mehr Handwerk als Kunst, anbetrifft, scheint Engler die zündenden Ideen verlassen zu haben, seine textlichen Ergebnisse bleiben an der Oberfläche. Wenn es ansatzweise politisch wird, müssen alte Titel wie „Bis der Wind sich dreht“, den Engler in Fascho-Uniform singt, und „Neue Brücken“, beide sind rund 25 Jahre alt, herhalten. Zu den üblichen Überraschungsgästen, zu denen Singer/Songwriter Daniel Wirtz, der mit seiner rauen Stimme dem PUR-Klassiker „Immer wenn sie diesen Tango hört“ ungleich mehr dramatische Tiefe als Engler zu vermitteln vermag, und Max Giesinger, der ebenfalls bereits beim Mega Event auf Schalke im vergangenen Jahr dabei war, zählen, gehört auch Nelson Müller, der nicht nur geschmacklich ansprechend mit dem Kochlöffel, sondern auch gesanglich wohlklingend mit einem Mikrofon umgehen kann.

Insgesamt verharrt PUR im hergebrachten Wir-gemeinsam-Wohlfühl-Modus der gut-menschlichen Appelle. Engler wird nicht müde, Achtung und Respekt in der Liebes-Zweierbeziehung, unter Freunden sowie im gesellschaftlichen Kontext einzufordern. Alles richtig so, niemand kann ernstlich etwas gegen diese Botschaften haben. Das Lied „Ein graues Haar“ will nicht mehr so richtig passen, denn ganz offensichtlich färbt Engler sein am Hinterkopf bereits schütter werdendes Haar. Und so kommt auf ganz harmlose Weise an den Tag, dass bei PUR vieles zur oberflächlichen Pose erstarrt ist. Dennoch gibt es nach knapp drei Stunden PUR-Erleben frenetischen Jubel.

Ab Juni startet PUR eine deutschlandweite Open Air Tour, zu der in NRW auch ein Konzert im Mönchengladbacher Sparkassenpark (20. Juli 2019) gehört.

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