Theaterstück "Terror" in Bonn Publikum als Schöffengericht

Bonn · Das Ensemble des Jungen Theater Bonns bringt Ferdinand von Schirachs Bestseller „Terror“ - das Stück der Saison - im Herbst auf die Bühne des Contra-Kreis-Theaters.

 Regisseur Lajos Wenzel (links) und die beiden Theaterleiter Horst Johanning (Contra-Kreis, Mitte) und Moritz Seibert (JTB).

Regisseur Lajos Wenzel (links) und die beiden Theaterleiter Horst Johanning (Contra-Kreis, Mitte) und Moritz Seibert (JTB).

Foto: Fabian Vögtle

Brüssel, Istanbul, Paris, Ankara. Die Reihe von Terroranschlägen in kürzester Zeit ließe sich problemlos erweitern. Wer vom Zeitalter des Terrors spricht, schürt sicher keine Angst, sondern schaut mit einem realistischen Blick auf die Gegenwart. Da wundert es kaum, dass der Justizthriller des Strafverteidigers und Schriftstellers Ferdinand von Schirach zum Beststeller wurde. Das im vergangenen Herbst veröffentlichte und in Berlin und Frankfurt uraufgeführte, erste Theaterstück von Schirach heißt nicht zufällig „Terror“.

Terroristen entführen eine Passagiermaschine und wollen in ein Fußballstadion mit 70 000 Menschen fliegen. Ein Kampfpilot der Luftwaffe schießt das Flugzeug ohne Befehl ab, die 164 Passagiere sterben, alle Fans bleiben am Leben. Vor Gericht muss sich der Pilot nun verantworten. Schirach hat zwei Enden mit einem jeweils schlüssigen Urteil geschrieben, und in den bisherigen Inszenierungen auf deutschen Bühnen urteilten die Theaterbesucher als Schöffenrichter über Schuld oder Unschuld des Piloten und somit mehrheitlich auf Mord oder Freispruch.

So auch ab dem 15. September im Contra-Kreis-Theater, das dafür erstmals mit dem Jungen Theater Bonn (JTB) kooperiert; das JTB wird dieses Jahr renoviert. „Dass wir hier aufführen dürfen, ist ein absoluter Glücksfall“, sagen JTB-Intendant Moritz Seibert und sein Stellvertreter Lajos Wenzel, der das Stück inszeniert. Gerade der runde Zuschauerraum des Privattheaters an der Universität sei für das Stück prädestiniert, da er wie ein Gerichtssaal wirke. Dass es dabei nicht nur um eine vorübergehende Herberge für das Junge Theater geht, macht Horst Johanning vom Contra-Kreis-Theater deutlich. „Das ist ein Stoff, hinter dem beide Häuser stehen.“ Der Theaterleiter erhofft sich Synergieeffekte und möchte künftige Kooperationen über den „Terror“ hinaus nicht ausschließen.

Doch zunächst wird das Stück der Saison bis zum 23. Oktober im Contra-Kreis zu sehen sein. Seibert und Johanning sehen dabei vor allem auch Studenten und Schulkassen als Zielgruppe. Welche moralischen Grundsätze gelten? Was ist Verantwortung? Ist der Pilot ein Mörder oder Lebensretter? Mit diesen Fragen wollen die Theatermacher das Publikum beschäftigen und es in der Pause darüber abstimmen lassen.

Die Ergebnisse des Publikumsvotumsder bisherigen Inszenierungen von Hamburg bis München sind auf der Seite des Verlages zu sehen: terror.kiepenheuer-medien.de

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