Provokation mit Poesie

Schön melancholisch: "Malediva leuchtet" auf der Springmaus-Bühne in Endenich

Das traurige Schicksal einer kleinen, armen Kartoffel, die mit dreihundert Freunden auf einem Laster in die Stadt gefahren wird, um zu Pommes zerhackt zu werden, ist nur auf den ersten Blick bizarr. Als Einstimmung auf das Chanson "Ich hab Angst" ist die Geschichte über vorprogrammierte Schicksale gerade richtig.

Mut zu ungewöhnlichen Perspektiven und dazu ein ausgeprägter Sinn für die Vereinbarkeit von Provokativem mit Poesie kennzeichnet die Chansons von Malediva.

Die beiden Sänger Tetta Müller und Lo Malinke und Pianist Florian Ludewig (zugleich auch Komponist und Arrangeur) standen jetzt an zwei Abenden mit ihrem gerade mal einem Monat alten Programm "Malediva leuchtet" auf der Springmaus-Bühne.

Man fragte sich natürlich, was das für eine Leuchtkraft ist, die der Titel verspricht. Soviel steht fest: Grell und irritierend ist sie genauso wenig wie schwach und flackernd. Es ist vorzugsweise ein warmes Licht, das die beiden Malediven mit ihren Liedern verbreiten.

Ein Licht voller Sehnsüchte, bitterer Hoffnungen und süßer Enttäuschungen. Kleine Sticheleien aus dem Beziehungsalltag der Herren Tetta und Lo bilden den unterhaltsamen Rahmen für die melancholischen Chansons, die sich bei genauem Hinhören auch als deftig-beißend und ironisch entpuppen können.

Blitzlichtartig werden dann die Spots auf alle möglichen Charaktere geworfen. Der Einsame, der Wartende, der Tröstende und der Suchende. Sie alle haben Platz in den Herzen des Sänger-Duos, verdienen einen liebevollen Blick, einen Moment voller Harmoniesucht.

Und musikalisch ist das nicht anders. Mal lassen sich die Malediven auf einem Akkord minimalistisch davontreiben, mal spielen sie mit Elementen von asiatischen Exotismen sowie spanischer und russischer Folklore, um die unendliche, musikalische Charaktervielfalt in farbenfrohem Licht aufscheinen zu lassen.

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