Internationale Gäste Programm für das Beethoven-Jubiläum 2020 steht

Bonn · Das Programm für das Beethoven-Jubiläum steht fest - und ist gespickt mit internationalen Top-Gästen. Das Beethovenfest wird gleich zweimal gefeiert.

Wenn am Abend des 16. Dezember 2019 Generalmusikdirektor Dirk Kaftan in der Bonner Oper den Einsatz für das Beethoven Orchester gibt, wird dies zugleich der offizielle Startschuss für das Beethovenjahr 2020 sein. Die Historiker wissen zwar nicht sicher, ob Ludwig van Beethoven genau an diesem Tag vor 249 Jahren geboren wurde, aber die offiziell dokumentierte Taufe am 17. Dezember 1770 in der Bonner Pfarrkirche St. Remigius legt dieses Geburtsdatum nahe – und mithin die Terminierung des Eröffnungskonzerts.

Nach diesem Start wird der Jubilar in Bonn zwölf Monate lang gefeiert, mit einem üppigen Programm und Stars wie Sir Simon Rattle, der am 22. Februar 2020 mit seinem London Symphony Orchestra in die Beethovenstadt kommt, oder Daniel Barenboim, der mit seinem West Eastern Divan Orchestra und einem internationalen Chor das Abschlusskonzert des Jubiläumsjahres gestalten wird. Dazwischen, im August, verbindet Dirigent Kent Nagano Beethovens „Missa solemnis“ mit Karlheinz Stockhausens „Gesang der Jünglinge“. Aufführungsort: der Kölner Dom. Diese und zahlreiche weitere Highlights des Jubiläumsjahres wurden am Dienstag bei einem Presse Talk bekannt gegeben, zu dem die Bonner Beethoven Jubiläums GmbH ins Opernfoyer eingeladen hatte.

„Die Frage nach der Gestaltung eines solchen Jubiläums stellt sich insbesondere bei einem Komponisten, der keine Unterstützung braucht, weil seine Werke ohnehin die Konzertsäle und Opernhäuser bestimmen“, bemerkte Christian Lorenz, Künstlerischer Geschäftsführer der Jubiläums GmbH, bevor die Vertreter der großen Bonner Kulturinstitutionen zu Wort kamen. Denn natürlich bekommen auch sie einen guten Teil der Fördermittel, die von der Jubiläumsgesellschaft verteilt werden. Insgesamt stehen Lorenz fast 30 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung, die vom Bund, vom Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis freigegeben wurden. Dabei ist es Aufgabe der Jubiläumsgesellschaft, die Inhalte zu strukturieren, zu koordinieren und die Mittel entsprechend zu verteilen. Lorenz' ambitioniertes Ziel: „Deutschland soll von Bonn aus in die Welt strahlen.“

Das Beethovenfest geht 2020 gleich zwei Mal an den Start. Als Höhepunkt der ersten Runde im März kündigte Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger in Vertretung für die erkrankte Intendantin Nike Wagner die Aufführung der neun Sinfonien Beethovens durch das Orchester „musicAeterna“ unter Leitung des Dirigenten Teodor Currentzis an. Als Kontrapunkt dazu sind Konzerte von fünf Orchestern aus unterschiedlichen europäischen Ländern geplant, die jeweils ein „an Beethovens Werk heranreichendes sinfonisches Werk“ mit der Wiederaufführung eines der Auftragswerke aus den vergangenen Jahren kombinieren.

Der September-Zyklus beginnt mit einer kleinen Sensation: Dann wird laut Schwertfeger das Orchester der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele nach Bonn reisen, um Beethovens neunte Sinfonie aufzuführen. Dieses Orchester kommt gewöhnlich nur für die Zeit der Festspiele zusammen. Außerdem kündigte Schwerdtfeger die Aufführung der neun Sinfonien in der Klavierfassung von Franz Liszt an.

Das Beethoven-Haus wird erweitert und neu gestaltet

Malte Boecker machte als Direktor des Beethoven-Hauses neugierig auf die Neugestaltung und Erweiterung des Museums ab Mitte 2019 und auf die erweiterte Beethovenwoche, die unter Leitung der Bratschistin und Vorsitzenden des Vereins Beethoven-Haus hochkarätige Kammermusik von und um Beethoven präsentieren wird. Außderdem spielt der russische Pianist Evgeni Koroliov einen übers Jubiläumsjahr verteilten Zyklus mit den 32 Klaviersonaten Beethovens.

In der Bundeskunsthalle wird von Dezember 2019 bis zum April 2020 die interdisziplinär angelegte Ausstellung „Beethoven – Welt. Bürger. Musik“ gezeigt, die Beethoven-Haus und Ausstellungshalle gemeinsam vorbereiten. Für einen Zeitpunkt kündigte Rein Wolfs unter anderem eine große Max-Klinger-Schau an, inklusive des Beethoven-Denkmals, das aus Leipzig anreisen wird.

Opernchef Bernhard Helmich, dessen Haus wegen der nicht zur Verfügung stehenden Beethovenhalle Hauptspielstätte des Jubiläumsjahres sein wird, hat im Hinblick auf 2020 ebenfalls einige sehr konkrete Pläne vorzuweisen. Der Generalintendant des Theaters Bonn kündigte gleich für den Neujahrstag eine Neuinszenierung von Beethovens einziger Oper, dem „Fidelio“, an. Der „Fidelio“ müsse szenisch auf eine Weise präsentiert werden, die sich unterscheide „von unserer letzten Bonner Inszenierung, aber auch von anderen Inszenierungen“, sagte Helmich. Sein Rezept hat einen Namen: Volker Loesch soll's richten, der in Bonn durch seine heftig diskutierten Theaterinszenierungen „Waffenschweine“, „Nathan“ und „Bonnopoly“ Aufsehen erregte.

Außerdem schreibt der 1952 im indischen Delhi geborene britische Komponist Param Vir ein abendfüllendes Musiktheaterwerk mit dem Titel „Awakening“, das um Buddha und die Beethoven'sche Humanitas-Idee kreist und zum Abschluss des Jubiläumsjahres im Dezember uraufgeführt wird. Mit einer kleineren Produktion ist der Komponist Manfred Trojahn vertreten, der sich in „Ein Brief“ mit dem „Heiligenstätter Testament“ auseinandersetzt. Das Malandain Ballet Biarritz bringt bereits im Dezember 2019 eine neue Choreografie von Beethovens „Die Ruinen von Athen“ auf die Bühne, und das Saarländische Staatsballett ein Stück zu Beethovens „Prometheus“-Musik.

Für das Bonner Kunstmuseum erläuterte Kurator Volker Adolphs das Konzept der Ausstellung „Sound and Silence – Der Klang der Stille“, das sich dem Thema mit spannenden Exponaten, Installationen und Aktionen annähert. Inspiration ist natürlich Beethovens Ertaubung. Auch das „Haus der Geschichte“ fügt sich in den Reigen ein, wenn es sich auch nicht ganz so konkret auf die Person Beethovens einlässt. Laut Ausstellungsdirektor Thorsten Smidt werde man mit einer Schau das Wechselspiel von „Musik und Politik“ nach 1945 unter die Lupe nehmen.

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