Premiere für irakisches Jugendorchester in Bonn
Am nächsten Samstag spielt das irakische Jugendorchester beim Beethovenfest erstmals außerhalb der Landesgrenzen. Und Arabella Steinbacher spielt den Solopart.
Bonn. Musik machen als Doppelleben: Wenn er auf die Straße geht, versteckt er sein Instrument, wenn er übt, achtet er darauf, draußen nicht gehört zu werden. Es gebe in Bagdad Fundamentalisten, denen klassische Musik westlicher Herkunft ein Dorn im Auge ist, berichtet der junge Mann, Mitglied im "National Youth Orchestra" des Irak.
Im Filmbeitrag der Deutschen Welle, der bei der Pressekonferenz gezeigt wird, will er deshalb unerkannt bleiben.
Nicht alle Musiker des Ensembles haben mit solchen Einschränkungen zu kämpfen. Die Schwierigkeiten sind meist anderer Art: Es gibt kaum brauchbare Instrumente zu kaufen, und die es gibt, sind sehr teuer.
Genauso schwer wiegt das weitgehende Fehlen einer Ausbildungsstruktur. Fast alle Musiker seines Orchesters seien im Grunde "Autodidakten", sagt Paul MacAlindin, aus Schottland stammender, in Köln beheimateter Dirigent des 43-köpfigen Ensembles.
Am 1. Oktober gastiert das Ensemble, in dem Kurden und Araber spielen, im Rahmen des Orchestercampus von Beethovenfest und Deutscher Welle. Zuhören wird übrigens auch Schirmherr Bundespräsident Christian Wulff. Es ist die erste Auslandsreise überhaupt, die das 2008 gegründete Ensemble unternimmt.
Unterricht bei professionellen Musikern (Mitglieder des Gürzenich-Orchesters, Mentoren des Bundesjugendorchesters) gehörte mit zur Vorbereitung, ein Angebot, von dem die Iraker begierig Gebrauch gemacht haben. Deshalb ist MacAlindin zuversichtlich, dass das Konzert ein Erfolg wird. Obwohl für die Arbeit mit diesem Orchester weiterhin gelte: "Man muss das Risiko lieben und Gottvertrauen haben."
Ansporn bildet natürlich auch die Solistin des Abends. Der renommierten Geigerin Arabella Steinbacher wollen die Irakis im Beethovenschen Violinkonzert ein würdiger Partner sein. Kulturelle Barrieren beim Kontakt mit der Musik von Beethoven und Co. mussten die jungen Irakis nicht überwinden. Bei Duaa zum Beispiel, der 18-jährigen Oboistin des Jugendorchesters, sprang der Funke sofort über: "Ich habe mit zehn Jahren Tschaikowskis ,Schwanensee' gehört - das hat mich fasziniert."
Konzert: Samstag, 1. Oktober, 20 Uhr, Beethovenhalle: Werke von Haydn, Ali Authman, Amin Ezzat und Beethoven. Karten in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei bonnticket.de