Positive Bilanz für das Arp-Museum in Rolandseck gezogen

Sattes Besucherplus und eine erhöhte Schlagzahl: Der Chef des Arp-Museums, Oliver Kornhoff, ist zufrieden

Rolandseck. Der vom scheidenden Kulturstaatsminister von Rheinland-Pfalz, Joachim Hofmann-Göttig, geforderte Aufstieg des Arp-Museums Bahnhof Rolandseck in die erste Museumsliga sei noch immer das große Ziel, meint Oliver Kornhoff, der vor einem Jahr in Rolandseck angetretene Direktor.

Doch auch mit dem Zwischenziel, einer Erhöhung von 60 000 Besuchern im Jahr 2008 auf 75 000 im vergangenen Jahr, ist Kornhoff zufrieden. Noch immer sei der Bau des Weltklassearchitekten Richard Meier - neben dem "fantastischen Blick von der Bahnhofsloggia auf den Rhein" - ein starker Magnet.

"Viele aber haben den Neubau schon gesehen und kommen jetzt vor allem wegen des Ausstellungsprogramms", sagt Kornhoff, der sein "Museumsdirektorengenerationswechseljahr" sehr positiv sieht. Man habe die "Schlagzahl" der Ausstellungen erhöht und werde jetzt noch mehr Tempo "in schnellerer Taktung" machen, sagt er, eine Vielzahl von Ausstellungen mit kürzeren Laufzeiten zeigen.

Positiv sei auch die vollzogene Trennung von dem privaten Arp-Verein, das habe das Haus aus den negativen Schlagzeilen gebracht. Hofmann-Göttig, der sich im Laufe seiner politischen Karriere vom Arp-Museumsgegner zum -liebhaber entwickelte, ist dieser klare Schnitt zu verdanken.

Hofmann-Göttig verfolgt Arp demnächst aus Koblenzer Perspektive: Er ist der neue Oberbürgermeister und gewissermaßen Obergärtner bei der Bundesgartenschau 2011, an deren Programm wiederum Kornhoff und das Arpmuseum beteiligt sind.

Gut vernetzt ist das Haus auch mit der Rheinschiene bis Düsseldorf, insbesondere aber mit Bonn: "Wir sind zwar nicht das vierte Haus der Museumsmeile, aber immer in Kontakt", sagt Kornhoff, der Bundeskunsthallenchef Robert Fleck für sein Kuratorium gewonnen hat.

Gut aufgestellt ist das Haus auch international, was insbesondere der bis 2026 in Remagen beheimateten Unicef-Sammlung Gustav Rau zu verdanken ist: Kornhoff hat Anfragen aus dem Madrider Museum Thyssen-Bornemisza, dem Städel aus Frankfurt und dem Musée d'Orsay in Paris, was dem Arp-Museum wiederum Möglichkeiten eröffnet.

So bekommt es für die Ausstellung "Das Fundament der Kunst" (ab Ende Juni) eine "Eva" von Rodin aus dem Musée d'Orsay und eine kleine Fassung der "Bürger von Calais" aus dem Musée Rodin in Paris.

Die Sammlung Rau, deren Auswahl "Tiepolo und das Antlitz Italiens" im vergangenen Jahr allein 45 000 Besucher erzielte, bekommt 2010 zwei Auftritte: "Das Auge des Sammlers" wird mit Arbeiten von El Greco, Lucas Cranach, Claude Monet und Auguste Renoir ganz tief in die Psyche des Sammlers Rau blicken. Ab September werden Raus Franzosen von Fragonard bis Cézanne glänzen.

Einer der Höhepunkte des Ausstellungsjahres dürfte die Retrospektive "Bewegung und Gleichgewicht" von Sophie Taeuber-Arp sein, endlich die erste große Schau der Patronin in Rolandseck (ab März). Der Patron Hans Arp macht bis November Pause.

Freuen darf man sich auf "In Erwartung blitzschneller Wunder" des Informel-Pioniers K.O. Götz (März) und auf den durch seine "Fallenbilder" berühmten Bildhauer Daniel Spoerri (August). Ein Schmankerl ist das Porträt von Arno Schmidt als Schriftsteller und Landschaftsfotograf (Dezember).

Mit Künstlern aus Schloss Balmoral (August) und Simone Demandts "Dunklen Laboren" (März) bekommt die jüngere Kunst ihren Auftritt. Und dann geht schon der Blick zu den blühenden Landschaften der Bundesgartenschau.

Herta Müller bei Arp und das Rolandsecker MusikfestivalKunst, Musik, Literatur, das sind die drei Säulen des Arp-Museums. Die Kunst schlägt einen Bogen von der Sammlung Rau bis Daniel Spoerri.

Musikalisch hat das Haus neben dem Rolandsecker Festival im Juli Auftritte von Isabelle Faust und Alexander Melnikov (Beethoven, Brahms), Ola Onabule mit seinem Trio (Cole-Porter-Programm), Menahem Pressler (Schumann) und dem Devich Trio (Dvorak, Smetana) zu bieten.

Literarischer Höhepunkt ist eine Lesung der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Außerdem kommen Zsuzsanna Gahse, Ingo Schulze und Ulrike Draesner nach Rolandseck. arpmuseum.org

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