Poppelsdorfer Orgelsommer: Wicke und Freunde spielen Messiaen
Achtsätziges Quartett für Violine, Violoncello, Klarinette und Klavier
Bonn. Schade war's schon ein wenig, dass das ursprünglich vorgesehene Programm - krankheitsbedingt - nicht realisiert werden konnte: Zum 100. Geburtstag von Olivier Messiaen wäre im Rahmen des Poppelsdorfer Orgelsommers mit dem "Quatuor pour la fin de temps" ein Werk aufgeführt worden, das, in jeder Hinsicht singulär, ein ganz besonderes Licht auf den - neben Boulez - wohl bedeutendsten Komponisten Frankreichs des 20. Jahrhunderts wirft.
Messiaen hatte sein achtsätziges Quartett für Violine, Violoncello, Klarinette und Klavier in deutscher Kriegsgefangenschaft im Lager Görlitz geschrieben und uraufgeführt. "Abîme des oiseaux", der dritte Satz, für Klarinette solo, wunderbar verinnerlicht musiziert von Michael Neuhalfen, konnte da zumindest ein wenig entschädigten. Berthold Wicke, musikalischer Hausherr der Lutherkirche und Mitinitiator des Orgelsommers, steuerte dann noch den Finalsatz "Dieu parmi nous" aus Messiaens Orgel-Zyklus "La Nativité du Seigneur" bei.
Programmschwerpunkt neben Messiaen war Wickes, nach Becketts Einakter "Fin de partie" ("Endspiel") benannter kleiner Lieder-Zyklus für Mezzo-Sopran und Klavier; vertont hat der Lutherkirchen-Kantor dabei Texte von Mombert und Brecht. Der sehr bewegliche, geradlinig geführte, aber niemals unterkühlt wirkende Mezzo von Susanna Frank bot das ideale Organ für Wickes stilistisch in Schönberg-Nähe angesiedelte Lieder.
Weiter trat Frank dann mit den Sechs Deutschen Liedern op. 103 für Singstimme, Klavier und Klarinette des Romantikers Louis Spohr sehr angenehm in Erscheinung (deren Nr. 4, "Wiegenlied", nach v. Fallersleben, als Zugabe wiederholt wurde). Glänzend aufeinander eingespielt hatten sich Wicke und Neuhalfen zuvor bei den Fantasiestücken Nr. 1 und 2 aus op. 43 des Schumann-Freundes Niels Wilhelm Gade ebenso gezeigt, wie bei Poulencs schelmischer Sonate für Klarinette und Klavier.
