Reiner Kröhnert im Pantheon Politprominenz durch den Kakao gezogen

BONN · In den Werbespots für besagten Kaffee in der dunkelgrünen Verpackung loben zufrieden strahlende Hausfrauen dessen unübertreffliche Milde. Von der gleichnamigen Mischung des Politkabarettisten Reiner Kröhnert wird das keiner behaupten.

Nicht nach seinem Gastspiel am Montagabend im Bonner Pantheon, das seinerseits sicher mehr Zuschauer verdient hätte. Denn eines lässt sich nach gut 100 Minuten mit Fug und Recht sagen: Dies ist alles andere als kalter Kaffee.

Mit sichtlichem Genuss zieht Kröhnert die Politprominenz durch den Kakao, um an dieser Stelle noch eines dieser Sprachbilder zu bemühen. Sein kabarettistisch-parodistisches Solo hat allerdings weit mehr verdient als das. Das beginnt schon damit, dass er sich nicht auf die üblichen Verdächtigen beschränkt, sondern in der Liste seiner Lieblingsopfer kreuz und quer durch die Zeitgeschichte führt.

Ja, Zeitgeschichte; denn um den Tonfall von Hans-Jochen Vogel zu identifizieren und zu genießen, sollte man schon die eine oder andere Tagesschau gesehen haben.

Wohingegen Michel Friedman den Zuschauern deutlich präsenter sein dürfte; ihn würde es wohl freuen, dies zu lesen. Kröhnerts intellektuelle Talkshow inklusive eines genüsslich-süffisanten Rüdiger Safranski ist ein Hochgenuss; und noch besser als Dieter Bohlen verkaufen sich dort Daniela Katzenberger und Mario Basler.

Natürlich kann so ein Abend nicht ohne die Kanzlerin über die Bühne gehen. Kröhnert belässt es in diesem Fall bei einer blonden Kurzhaarperücke. Was völlig genügt: Für den Rest sorgt er schon selbst. Und so wie er das macht, möchte man tüchtig nachgeschenkt bekommen ... beim nächsten Mal dann.

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