Polit-kabarettistischer Rundumschlag im Pantheon

Wilfried Schmickler meint: "es war nicht alles schlecht"

Bonn. Heutzutage ist alles schrecklich, früher war alles besser. Früher gab es keine Amokläufer, überhaupt gar keine Gewalt, alle hatten Geld, niemand Krankheiten und eine "Umwelt" gab es schon gar nicht, jedenfalls nicht im Bewusstsein der Menschen, also konnte sie auch nicht zerstört werden.

Solche stammtischartigen Vorstellungen eines "Damals" nahm Kabarettist Wilfried Schmickler in seinem Programm "Es war nicht alles schlecht" zum Anlass, mit den Verdrossenen ins Gericht zu gehen, die gerne nostalgische Ausflüge in die Vergangenheit unternehmen - nur um sich nicht kritisch und konstruktiv mit aktuellen Missständen auseinandersetzen zu müssen.

Wer deswegen ein moralinsaures Kabarett-Programm in Manier einer Gardinenpredigt erwartet hatte, lag falsch. Scharfsinnig führte Schmickler bei seinem 30-jährigen Bühnen-Jubiläum die vor, von denen er glaubt, dass sie es verdient haben - täuschende Politiker, intolerante bis rassistische Spießbürger oder nahezu diktatorisch leistungsorientierte Eltern.

Kurzum: Schmickler probte den polit-kabarettistischen Rundumschlag, blieb dabei aber stets darauf fokussiert, den Status Quo der deutschen Gesellschaft zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen - den gegenwärtigen ebenso wie den vergangenen.

Gespickt mit Wortakrobatik, Liedern und rheinischem Klamauk gelang Schmickler im ausverkauften Pantheon ein ebenso anspruchsvoller wie kurzweiliger Abend.

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