"Carmina Burana" in Bonn Plovdiver Symphoniker bringen Anfang Juli 120 Musiker gleichzeitig auf den Kunstrasen

BONN · "Oh Fortuna!" - jeder kennt diesen von donnerndem Schlagwerk begleiteten Chorausruf aus Carl Orffs "Carmina Burana", diese berühmte Hymne an die Göttin des Glücks, die Ex-Boxer Henry Maske ebenso gerne verwendete wie Magier David Copperfield oder die Werbe-Industrie.

 Szene aus der choreographierten Carmina Burana.

Szene aus der choreographierten Carmina Burana.

Foto: PR

Immer wieder wird das Gesamtwerk auf die Bühnen gebracht - doch meistens nur in rein konzertanter Fassung, obwohl Orff eine szenische Aufführungspraxis im Sinne hatte. Nur wenige Klangkörper nehmen sich dieser an, verbinden Tanz, Theater, Gesang und mächtige Orchesterparts zu einem Ganzen. So wie die Plovdiver Symphoniker, die Anfang Juli in Bonn die "Carmina Burana" mit etwa 120 Musikern auf dem Kunstrasen spielen werden.

"Wir werden das Stück genau so darbieten, wie Carl Orff es gefordert hat", erklärt die Assistentin des Künstlerischen Leiters Andrey Andreev, Zoya Balkandiehva. "Das gilt sowohl für die Musik als auch für die Choreographie." Lediglich auf den Kinderchor verzichten die Plovdiver - "den können wir schließlich nicht ohne weiteres mit auf Tour nehmen."

Doch ansonsten wird Werktreue groß geschrieben. Keine großen Verzierungen, keine Experimente, keine Neuinterpretation der absichtlichen Simplizität der Partitur, die im Entstehungsjahr 1937 in krassem Gegensatz zu dem modernen Stil von Komponisten wie Igor Strawinsky stand.

"Neo-Neandertal'sche Schule" nannte dieser die konventionelle Harmonik spöttisch. Keine Motiventwicklung und die Abwesenheit von Polyphonie galten als weitere Kritikpunkte. Doch die "Carmina Burana", in deren Zentrum das Bild des sich ständig drehenden Schicksalsrades steht, das Freude in Bitterkeit und Hoffnung in Trauer umschlagen lässt, hat mehr zu bieten. "Die Herausforderung besteht vor allem darin, die einzelnen Teile musikalisch und dramaturgisch ineinandergreifen zu lassen", sagt Balkandiehva.

Hinzu kommen die komplexe Rhythmik, die teilweise in jedem Takt wechselt, und die Höhen in den Solo-Arien. "Aber wir haben ausgezeichnete Musiker und Sänger. Aleksander Krunev gilt zum Beispiel als einer der besten Baritone Bulgariens", wirbt Balkandiehva für das Konzert.

Die Plovdiver Symphoniker freuen sich auf jeden Fall bereits jetzt sehr auf den Auftritt in Bonn. "Wir haben vor einigen Jahren auf der Museumsmeile die 'Zauberflöte' aufgeführt und später mit Roger Hodgson von Supertramp noch einmal dort gespielt - und jedes Mal hatten wir ein großartiges Publikum", erinnert sich Balkandiehva. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Vielleicht hilft ja eine Hymne. "Oh Fortuna!"

Karten für das Konzert am 4. Juli auf dem Bonner Kunstrasen in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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