Zukunft des Stadttheaters Plädoyer für das Ensemble

Bad Godesberg · Wahrscheinlich war der Schnee schuld. Sonderlich viele Zuhörer waren am Sonntagmorgen nicht zu der Veranstaltung der Freunde der Kammerspiele gekommen, in der über die Zukunft des Stadttheaters gesprochen werden sollte. Diese hatten dazu Rolf Bolwin eingeladen, den geschäftsführenden Direktor des deutschen Bühnenvereins und ausgewiesenen Kenner der deutschen Theaterszene.

 Rolf Bolwin gestern in den Kammerspielen.

Rolf Bolwin gestern in den Kammerspielen.

Foto: Thomas Kölsch

Eine gute Wahl: In einem rasant abgelesenen und ausgewogenen Vortrag ging der Bonner Experte auf die Bedrohung durch wegfallende Gelder ein, zeigte aber zugleich Lösungen auf, mit denen der bestehende Kulturbetrieb aufrechterhalten werden könnte. Dabei plädierte er für die Beibehaltung des Ensemble-Gedankens: "Der Betrieb unserer Stadttheater mit festen Ensembles ist eine Garantie für Qualität, um die wir im Ausland beneidet werden", sagte Bolwin. Darauf könne und müsse man stolz sein.

Dennoch verschwieg Bolwin nicht, dass die Bühnen vor einigen Herausforderungen stünden. Dazu gehören nicht nur die Diskussionen um die öffentlichen Finanzen, die der Bühnenvereins-Direktor nicht nachvollziehen kann: "Der Bund gibt 0,2 Prozent des öffentlichen Budgets für die Kultur aus - wer glaubt denn wirklich, dass Einsparungen da viel bewirken können?"

Auch die künstlerische Arbeit müsse sich neuen Anforderungen stellen, jenseits der Pflege und Bewahrung der Literatur, die Bolwin als oberstes Ziel eines Theaters ansieht. "Immer häufiger gilt der Auftrag auch der ästhetischen Bildung", konstatierte er. Bolwin stellte klar klar, dass in Zeiten knapper Kassen natürlich eine Diskussion über die Verwendung öffentlicher Gelder sinnvoll sei. Die Theater würden diese Transparenz auch leisten - im Gegensatz zu anderen Branchen.

Ebenfalls thematisiert wurde die Position der Freien Szene. Bolwin forderte Kooperation und Kommunikation: "Man sollte zum Beispiel bei den Spielplänen Rücksicht aufeinander nehmen, um eine reiche Kulturlandschaft zu ermöglichen." Voraussetzung dafür sei eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung der Finanzdebatte.

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