Pink Punk Pantheon setzt kommunalpolitisch Akzente

WCCB ist nicht okay - Die kabarettistische Karnevalsrevue geht in die 27. Runde

Pink Punk Pantheon setzt kommunalpolitisch Akzente
Foto: pantheon

Bonn. Ist es schon so weit gekommen, dass ausgerechnet die Koreaner uns zeigen müssen, wie man klüngelt? Und warum wurden Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) eigentlich nicht als Experten zu Rate gezogen, als es darum ging, im ganz großen Stil Steuern zu verschwenden?

Fragen, die am Ende des Jahres erlaubt sein müssen. Und zum Sessionsstart des 1.FKKVB n.V. 1983 sowieso. Pink Punk Pantheon heißt die kabarettistische Karnevalsrevue, die jetzt in ihre 27. Runde geht. Und die diesmal vielleicht nicht ganz so knallbunt daherkommt wie in den Vorjahren, dafür ein Stück politischer. Schärfer auch. Und das steht nicht nur Fritz und Hermann ausgesprochen gut zu Gesicht.

Zugegeben, satirische Vorlagen wie das World Conference Center bieten sich nicht alle Jahre. Das wissen auch Regisseur George Isherwood, die Vereinsmatadoren des FKK Rhenania und ihre Mitstreiter. Und machen was draus. Das Thema ist ein roter Faden, den jeder bemüht ist, ja nicht zu verlieren. Und für Gernot Voltz in der Rolle des Herrn Heuser vom Finanzamt schlechthin ein gefundenes Fressen.

Ging es bei den Jahresabrechnungen von Fritz und Hermann seit jeher nie ganz koscher zu, scheinen auch diese beiden nun endgültig im Chaos versunken zu sein. Da greift der leidgeprüfte Finanzbeamte lieber zum Mikrofon, denkt an Schlagersängerin Alexandra und besingt zur Melodie des "Zigeunerjungen" seinen Beruf, der ihm von klein auf stets Berufung war.

Voltz hingegen macht auch als Moderator einen bemerkenswert guten Job. So zum Beispiel bei der Spendengala für das samt WCCB hoffnungslos verarmte Bonn mit Bärbel, Pardon, Evita Dieckmann in Polizeigewahrsam und Massimo Tuveri in der kurzen, aber unverzichtbaren Rolle als "laufende Ermittlungen". Monty Python hätten es nicht besser machen können.

Wie auch neben den satirischen Tief- und Querschlägen die Fantasie en detail positiv zu Buche schlägt. Das beginnt beim Bühnenbild im 50er-Jahre-Retro-Design von Litzmanns Wohnstube und hört beim Bandnamen "Sarahs Wagenknechte" noch lange nicht auf. Kurzum: Originelle Ideen, auf den Punkt genau umgesetzt, machen vor allem bei kleineren Nummern großen Spaß.

Ob es sich um verzweifelte Glühbirnen handelt, die angesichts der EU-Verordnungen endgültig die Fassung verlieren. Oder ob Wallraff zum Running Gag des Abends wird: mal als Neger, mal mit Burka oder als ägyptischer Sklave. Aber auf alle Fälle so wunderbar politisch unkorrekt, wie der Karneval es darf und muss.

Slapstick nach bester amerikanischer Tradition zeigen Tunc Denizer und Beate Bohr als Putzkolonne des Wuppertaler Theaters mit lauter unsichtbaren Instrumenten. Woran auch einer wie Jerry Lewis seine helle Freude gehabt hätte. Da macht es dann auch weiter gar nichts, dass sich der mit zwei Mann kleinste Elferrat des Rheinlands in schöner Regelmäßigkeit zu gedanklichen Ab- und Ausschweifungen versteigt.

Mal ehrlich: Würde jemand Fritz und Hermann je anders haben wollen?! Wer, wenn nicht sie, ließe es sich so souverän gefallen, von der Generation der Töchter Fritzi (Gabi Busch) und Hermine (Beate Bohr) den Spiegel vorgehalten zu bekommen.

Dafür braucht es sowohl Prominenz als auch Format. Das eine beweisen die beiden amtierenden sowie Alters- und Ehrenpräsidenten schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Und haben sich das andere somit mehr als verdient.

Alle Vorstellungen ausverkauft. Nachfragen unter (0 22 8) 21 25 21. Wartelisten ab 18 Uhr. Der WDR zeigt am 11. Februar, 23.30 Uhr, rund 90 Minuten PPP.

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