Kirche des Collegium Leoninum Pianistin Susanna Kadzhoyan beim "Matinée junger Künstler"

BONN · Die Facetten der russischen Seele erklangen am vergangenen Sonntag in der Alten Kirche des Collegium Leoninum. In der Reihe "Matinée junger Künstler" war an diesem Vormittag die russische Pianistin Susanna Kadzhoyan mit Tschaikowskys Zyklus "Die Jahreszeiten" zu hören.

Kadzhoyan und ihr Spiel als "studentisch" einzustufen, wäre allerdings ein Fehler, was bereits ihre Vita eindrücklich zeigt. Nach dem abgeschlossenen Studium in St. Petersburg hat sie 2012 den Master in der Klasse Nina Tichman in Köln erlangt, seit dem vergangenen Jahr unterrichtet sie an der renommierten Musikhochschule in Freiburg Kammermusik und wird in den kommenden Monaten das Konzertexamen im Fach Klavier ablegen sowie den Master im Fach Kammermusik erhalten.

Mit Tschaikowskys zwölf Charakterstücken hatte sie sich ein Werk ausgesucht, das hervorragend zu ihrer Person und ihrem vielseitigen pianistischen Können passte. Nach der eher allgemein gehaltenen Einführung von Hannelore Gens moderierte auch Kadzhoyan in Blöcken die einzelnen Stücke an.

Größte Herausforderung bei einem Zyklus von Charakterstücken ist es wahrscheinlich, die sehr verschiedenen Stimmungen so kurz aufeinander folgend richtig umzusetzen. Für Kadzhoyan war dies absolut kein Problem. So folgte auf den traurig-süßen Januar (Am Kamin) der wilde und virtuose Karneval.

Ihr Spiel ist nicht nur geprägt von höchster Virtuosität, sondern auch von tiefem Verständnis der Musik und interpretatorischem Können. In diesem Fall kam mit Sicherheit auch noch die Verbundenheit zu Russland hinzu. So gelangen auch das sehnsüchtige "Lied der Lerche" sowie die "Weißen Nächte" strahlend und mit großem Zauber.

Emotionaler Höhepunkt, der das Publikum spürbar in Bann zog, war das "Herbstlied", das Kadzhoyan bewusst als Einzelstück gestaltete. Ein gelungener Ausflug in die "russische Seele", für den die hervorragende Pianistin großen Beifall erntete.

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