Die Zugabe spielte ein anderer Pianist Alexander Wagner auf der Drachenburg

Kollegiales Verhalten unter Pianisten ist - wenn der Eine den Anderen bittet, die Zugabe zu spielen. So geschehen auf Schloss Drachenburg, wo Alexander Maria Wagner Andrej Gologan aufforderte, das Encore zu übernehmen.

Das wiederum war nicht eines der üblichen Schmankerl, sondern - eine Komposition von Alexander Maria Wagner namens "Rhapsotüde", am Vortag uraufgeführt beim Beethovenfest durch eben Gologan. Der bewältigte die stilistische Achterbahnfahrt durch Ragtime, Assoziationen an Player-Pianos, schalkhafte Clusterspiele und Satire vom Schlage eines Satie bravourös.

Gleiches gilt für den Auftritt von Wagner. Der junge Österreicher, Student am Salzburger Mozarteum (wie auch Gologan). Fesselnd gelang ihm die "Chromatische Fantasie und Fuge" von Bach. Die Kühnheiten, die sich Bach hier erlaubt, betonte Wagner auf intelligente Weise. Die vielen Arpeggien, in denen das harmonische Geschehen immer weiter an Spannung gewinnt, verdichtete er durch Pedalisierung. Sinnbild kompositorischer Strenge, dann die ruhig und gemessen ausgeführte Fuge. Als Instrument stand Wagner der hauseigene Ibach-Flügel zur Verfügung, wegen seines Grundrisses "Glockenflügel" genannt. Auch in Mozarts Sonate c-Moll KV 547 ging Wagner über biedere Richtigkeit weit hinaus. Die aufwühlende Musik lebte er in allen Facetten nach, ohne dabei die Form aus den Augen zu verlieren. Brahms‘ Rhapsodien hingegen verschwanden mitunter im Pedalnebel und im etwas zu forcierten Zugriff.

Ob der Name verpflichtet? Vielleicht. Jedenfalls schuf Wagner schon mit 14 seine erste Sinfonie, bildhafte Musik, "Kraftwerk" betitelt. Auf Schloss Drachenburg spendierte er dem Publikum zwei eigene Klavierwerke: "Inferno" und "Traumgewächse", klangtrunkene Musik, die die Extreme liebt und mehr malt als zeichnet. Und schließlich gab es noch eine Zugabe nach der Zugabe. Dafür saß Wagner wieder selbst am Flügel und spielte seine eigene quirlige Jazz-Fantasie "Ein Franzose in New York".

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