Drittes Schlosskonzert in Poppelsdorf Philharmonie Bonn: Haydn-Sinfonie erfrischend wie ein Abendwind

Poppelsdorf · Schwüle Hitze im Innenhof des Poppelsdorfer Schlosses. In Ermangelung eines kühlenden Abendwindes fächeln sich die Damen mit ihren Programmheften Luft zu. Doch die Erfrischung, die Heribert Beissel zum Auftakt des dritten Schlosskonzerts serviert, ist ungleich effektiver: Spritzig, leicht und belebend wie ein Hauch von Bergamotte und Minze, so klingen die Geigen der Klassischen Philharmonie Bonn im ersten Satz von Haydns Sinfonie Nr. 73 "La chasse".

Das federnde und rhythmisch präzise Musizieren in allen Instrumentengruppen bewährt sich auch in Andante und Menuett, bevor die mitreißende Jagdmotivik des namensgebenden Finalsatzes eine schattige Waldlandschaft heraufbeschwört und mit einigen erfrischenden Wendungen und Überraschungen weiter für Abkühlung sorgt.

Die Hörner geben in diesem Presto mit hellen D-Dur-Fanfaren erwartungsgemäß den Ton an - ein einziges Horn treibt anschließend die gefühlte Temperatur wieder um einige Grade nach oben: Der junge Valentin Eschmann spielt Carl Maria von Webers frühromantisches Concertino für Horn und Orchester mit einer Geläufigkeit, die nicht ihm, aber dem Publikum den Schweiß auf die Stirn treibt.

Neben Läufen und Trillern entlockt Eschmann seinem Ventilhorn ein großes Spektrum an Klangfarben, und wenn er zu einigen lang ausgehaltenen Basstönen jeweils einen zweiten Ton in sein Instrument hineinsingt, ist das ein verblüffendes Lehrstück in Sachen Multiphonics: Durch die Kombinationstöne entstehen drei- bis vierstimmige Akkorde, die eine magische Klangwirkung erzeugen.

Mit der Sinfonie Nr. 3 in D-Dur des 18-jährigen Franz Schubert dirigiert Beissel nach der Pause ein Werk, das seiner bevorzugten Spielwiese Wiener Klassik noch ganz nahe ist. Und doch werden gerade in der kleinen Besetzung des Orchesters die eigenwilligen Vorstellungen des jungen Komponisten schon hörbar, etwa in den romantischen Holzbläserfarben der langsamen Einleitung und im von der Klarinette lyrisch intonierten Allegro-Thema. Mit großer Spielfreude und prägnanter Dynamik wirbeln die Musiker in der Tarantella des Finales vorüber, bevor Beissel die Zuhörer mit Schuberts "Rosamunde" in die laue Sommernacht entlässt.

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