Peter Tömöry inszeniert "Rose und Walsh" im Euro Theater

Peter Tömöry inszeniert "Rose und Walsh" im Euro Theater

Bonn. Die höchst erfolgreiche Dramatikerin Rose (zweifache Pulitzer-Preisträgerin!) hat sich in ein Haus am Meer zurückgezogen. Sie ist alt geworden. Das Schreiben geht ihr nicht mehr so leicht von der Hand, brillante Bonmots hat sie jedoch immer noch auf der sarkastischen Zunge.

Gern nutzt sie ihren hellwachen Geist für Gespräche mit ihrem langjährigen Geliebten, dem ebenso erfolgreichen Krimi-Autor Walsh, der sie regelmäßig besucht. Leider ist er seit fünf Jahren tot und kündigt an, sie in zwei Wochen für immer zu verlassen. Das Intermezzo vor der Ewigkeit ist also "Rose's Dilemma" - Originaltitel des 2003 uraufgeführten Stückes des Amerikaners Neil Simon (1927 geboren), der zu den produktivsten und weltweit meistgespielten Komödienautoren gehört.

Im Euro Theater Central holt Regisseur Peter Tömöry (mehr als zwanzigmal hat er hier inszeniert) Simons "Rose und Walsh" vom boulevardesken "well-made-play" in einen surrealen Zwischenraum aus purer Fantasie und feingesponnenem psychologischem Realismus. Für eine traumhafte Atmosphäre sorgt dabei das Bühnenbild von Melinda Lörincz, das wunderbar verrückte räumliche Perspektivwechsel ermöglicht.

Als Bild im Spiegelrahmen erscheint Walsh genauso wirklich wie Roses Hände, die nach seinen tasten. Franz-Jürgen Zigelski gelingt das Kunststück, als nobler älterer Herr, der seinen roten Bademantel wie eine Königsrobe trägt, immer völlig präsent zu sein und gleichzeitig abwesend. Rose trägt gern raffiniertes Schwarz unter einem Morgenmantel aus bunter Seide, wenn Walsh zur Nacht auftaucht.

Rose ist unverschämt attraktiv, verdammt intelligent und eine Paraderolle für die großartige Helga Bakowski, die ihr fabelhaft genau diesen Kick ins Gespenstische verleiht, mit dem die alte Dame spielerisch ihre Jahre überspringt. Das Faktotum Arlene (Doris Lehner) der erfolglose Schriftsteller Clancy (Hanno Dinger) sind weitere Figuren dieses heiter ironischen Spiels mit Seitensprüngen auf den Markt der Eitelkeiten. Es hat hat das Zeug zum Geheimtipp.

Nächste Vorstellungen am 27.2., 4./13.3.; Karten unter der Telefonnummer (02 28) 652 951.

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