Perfekte Balance

BONN · Der Bonner Fabian Müller und Daria Tschaikowskaja glänzen bei der Telekom Competition.

Beim Bonner Publikum ist die Telekom Beethoven Competition längst gesetzt, das zeigt nicht zuletzt der rege Besuch, der sich auch am gestern Morgen in einem regelrechten Run auf die offensichtlichen Stammplätze vieler Besucher äußerte. Die rückten mit Noten, Lesefutter oder auch Operngläsern an, um auch auf weniger günstig gelegenen Plätzen das Spiel der Teilnehmer bestens verfolgen zu können.

Den Anfang Sonntag machte Daria Tschaikowskaja aus Deutschland, die mit einer ungemein differenzierten Wiedergabe der c-Moll Variationen Beethovens begann. Auch die gis-Moll Fuge aus dem ersten Band des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach spielte Tschaikowskaja mit einer sehr subtil dosierten Anschlagskultur.

Bei der As-Dur Sonate op. 110 Beethovens, die sie technisch weitgehend souverän absolvierte, schien sie allerdings trotz sehr gut durchdacht konzipierter Ansätze zwischendurch der gestalterische Mut ein wenig zu verlassen.

Mit der Startnummer 13 ging am Samstagnachmittag Fabian Müller ins Rennen bei der Telekom Beethoven Competition. Beethovens E-Dur Sonate op. 109 nahm er nicht weniger pointiert wie die d-Moll Fuge aus dem zweiten Teil des Wohltemperierten Klaviers von Bach, die unter seinen Fingern leicht und luzide gelang, eine perfekte Balance zwischen Sanglichkeit und Durchhörbarkeit.

Die sieben Bagatellen op. 33 Beethovens spitzte Müller schließlich in für sich gesehen absolut stimmiger Weise zu. Viele Details wie etwa die Vorschläge in der zweiten oder die polyphonen Einschübe der fünften Bagatelle wirkten sehr durchdacht und präzise ausgeführt.

Die Bewerberfeld versprach allerdings eine starke Konkurrenz. Vor allem der australische Pianist Jayson Gillham, der den Wettbewerb eröffnet hatte, und der Franzose Rémi Geniet stehen derzeit hoch im Kurs beim Publikum. Viele der Bewerber sind einige Jahre älter als Müller und verfügen somit über einen größeren Erfahrungsschatz. Doch sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass Müllers alles in allem überaus souveräner Auftritt ohne Zweifel mithalten konnte.

Und selbst wenn er früher ausscheiden sollte: Müller ist in einem Alter, in dem man das nicht als Scheitern auffassen darf, sondern als Aufforderung wiederzukommen. Burkhard Müller, der Vater des Bonner Talents, war jedenfalls am Samstag sichtlich zufrieden nach dem gelungenen Auftritt seines Sohnes. Am Freitag, sagte er, sei er noch aufgeregt gewesen, am Tag des Auftritts selber war er jedoch wie sein Sohn die Ruhe selbst.

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