Paul Panzer gastiert in der Bonner Oper

Im zweiten Bühnenprogramm von Paul Panzer kommen keine Telefone vor. Überhaupt keine. Weder auf der Bühne, noch tauchen im Monolog von Darsteller Dieter Tapperts Kunstfigur irgendwann Telefone auf.

Paul Panzer gastiert in der Bonner Oper
Foto: pa

Bonn. Im zweiten Bühnenprogramm von Paul Panzer kommen keine Telefone vor. Überhaupt keine. Weder auf der Bühne, noch tauchen im Monolog von Darsteller Dieter Tapperts Kunstfigur irgendwann Telefone auf. Eine radikale Emanzipation von den Wurzeln Panzers, denn ursprünglich kannte man ihn nur von Telefonstreichen im Radio.

Doch seit 2005 ist der Sonderling mit dem feuchten Sprachfehler auch auf der Bühne erfolgreich. Mit dem zweiten Programm "Endlich Freizeit - watt'n Stress", das er in der von Rita Baus und dem Theater Bonn organisierten Reihe "Quatsch keine Oper" im Opernhaus aufführte, beweist Tappert endgültig, dass die Figur Panzer keine Telefone braucht, um komisch zu sein.

Das Programm spielt vor einem liebevoll mit Blümchenmuster geschmückten Kleinstwohnwagen, der leider außer zur Dekoration gar nicht genutzt wird. Panzer, ein Brille und Blümchenhemd tragender Naivling unbestimmbaren Alters, erzählt nur von Freizeitabenteuern seiner kleinen Familie, eine verbindende Handlung gibt es nicht.

Freizeit, das kann hier alles sein, von Sohn Bolles Besuch auf der Abspeckfarm über Erlebnisse im Schwimmbad bis zum abendlichen Fernsehprogramm. Zu allem kennt Panzer eine kleine Geschichte oder zumindest eine ganz eigene Interpretation der Realität.

Wie die, dass es den Trendsport Nordic Walking schon immer gab. "Früher waren die vom Grünflächenamt und haben Papier gesammelt." Die meiste Zeit hangelt er sich erfolgreich am Abgrund der Niveau- oder Einfallslosigkeit entlang, ohne hineinzustürzen, was bei solch abgegrasten Alltagsthemen schnell passiert.

Immer mal wieder passiert ein kleiner Schritt über die Grenze zum Nötigen (Panzers Begegnung mit einem Masochisten hat nicht einmal eine brauchbare Pointe), aber die meiste Zeit hält er das Publikum gekonnt und ohne Mühe bei Laune, traut sich manchmal sogar kleine Improvisationen zu, in denen er das Publikum nach eigenen Themenvorschlägen fragt.

Das zweite Programm ist gegenüber dem ersten ein Schritt nach unten, vermutlich weil das Neue fehlt. Auch kriegt man zuweilen den Eindruck, Tappert habe sich mit der neuen Show nicht zu viel Mühe gegeben. Das glaubt man vor allem am Ende des Programms - es gibt keines.

Nach einer scheinbar beliebigen Pointe verabschiedet Panzer sich plötzlich vom Publikum und verlässt die Bühne, verfährt in der Zugabe noch einmal genauso. Eine bittere Note, aber man vergisst nicht, dass man zwei Stunden lang in der Bonner Oper gelacht hat.

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