Osmo Vänskä sorgt für ausverkaufte Beethovenhalle

Osmo Vänskä dirigierte beim Freitagskonzert Gustav Mahlers sechste Sinfonie in der ausverkauften Beethovenhalle. Mit großer Sorgfalt achtete er auf einen silbrig glänzenden Streicherklang bei dem die Holzbläser wunderbar mit dem Solisten dialogisieren.

Bonn. Wenn Gustav Mahler in seiner sechsten Sinfonie einen Dur-Akkord nach Moll wendet, glaubt man, jemand drehe das Licht aus. Plötzlich absolute Dunkelheit. Und weil dieser auffällige Kontrast von leitmotivischer Bedeutung ist in dieser 80-minütigen Sinfonie, erscheint es als es eine gute Idee, ihn auf die gesamte Programmdramaturgie zu übertragen.

Jedenfalls begann dieses Freitagskonzert des Beethoven Orchesters in der ausverkauften Beethovenhalle mit Mozarts Klavierkonzert in G-Dur KV 453 in schönstem, hellstem Dur, das noch nichts vom tragischen Grundton der Mahler-Sinfonie ahnen ließ. Für den finnischen Gastdirigenten Osmo Vänskä, der als Chef des Minnesota Orchestra sich einigen Ruhm erarbeitet hat, war Mozarts Musik weitaus mehr als ein Präludium zu Mahlers Monumentalwerk.

Er dirigierte mit großer Sorgfalt, achtete auf einen silbrig glänzenden Streicherklang, ließ die Holzbläser wunderbar mit dem Solisten dialogisieren. Am Klavier saß der in Schweden geborene Peter Jablonski, dem ebenfalls daran gelegen war, Teil des Ganzen zu sein. Die Partner hörten sehr genau aufeinander, was gerade auch die Durchführung des ersten Satzes in ihren munteren Wechselspielen zu einem echten Hörvergnügen machte. Jablonski gefiel durch sein leicht und völlig unbeschwert wirkendes Spiel, das ihm viel Applaus einbrachte, für den er sich mit einem kleinen Chopin-Walzer bedankte.

Die Aufführung der Mahler-Sinfonie, die unter dem Beinamen "Tragische" bekannt ist, widmeten Dirigent und Orchester der leidenden Bevölkerung Japans, wie Vänskä nach der Pause zum Publikum gewandt erklärte. Was folgte, war eine Aufführung von kompromissloser Intensität. Vänskä enhielt sich dabei aller Fin-de-siècle-Schwülstigkeit, sondern drängte vor allem auf Klarheit. Der vom Dirigenten gleich einem Bildhauer mit energischen Bewegungen markant herausgehauene Marsch-Rhythmus zu Beginn der Sinfonie erhielt hier etwas geradezu Fatalistisches.

Unterstrichen wurde dieser Grundton noch dadurch, dass er das Scherzo im Tempo dem ersten Satz anglich, wo andere Dirigenten an diesem Punkt schon mal einen Gang zurückschalten. Vom Orchester wurde das auf großartige Weise umgesetzt. Nicht nur die Wucht der massiven Tutti-Passagen, sondern auch die leisen Episoden, im ersten Satz etwa nach den Dur-Moll-Schlüsselstellen, die gleichsam in eine andere klangliche Welt überführen.

In diesem Sinne ist der langsame Satz natürlich wie eine Oase: hier ließ das Orchester die Musik blühen, spannte weite Streichermelodien, es gab wunderbare Bläserpassagen, idyllische Hörnerrufe und die Kuhglocken, die in diesem Satz scheinbar ganz naiv von der Schönheit einer nicht bedrohten Natur erzählen.

Das ändert sich freilich in dem monumentalen, halbstündigen Finale, ein musikalischer Koloss, dessen Komplexität das Beethoven Orchester klar herausspielte und der zum Ende hin in zwei martialischen Schlägen kulminiert. Ausgeführt von einem schweren Holzhammer. So klingt die Macht des Schicksals.

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