Oper und Schauspiel: Spielplan bis November Helmich: Normaler Spielplan frühestens Ende November

Bonn · Theater Bonn stellt vorläufigen Spielplan vor. Große Produktionen wird es vorerst noch nicht geben.

 Schauspielchef Jens Groß und Generalintendant Bernhard Helmich stellen im Foyer der Oper ihre Pläne bis November 2020 vor.

Schauspielchef Jens Groß und Generalintendant Bernhard Helmich stellen im Foyer der Oper ihre Pläne bis November 2020 vor.

Foto: Thilo Beu/THILO BEU

Während die Kölner Oper mit Wolfgang Amadeus Mozarts groß besetzter „Zauberflöte“ am 3. Oktober trotz der andauernden Corona-Pandemie überaus forsch in die neue Spielzeit geht, plant der Bonner Generalintendant Bernhard Helmich sehr viel vorsichtiger. Hier fangen sie erst einmal mit Mauricio Kagels klein besetztem „Staatstheater“ an. Da muss kein Orchestermusiker in den Graben hinabsteigen und kein Chorsänger sich auf der Bühne drängeln. Den Bonnern ist die Situation derzeit noch viel zu unsicher, um das Risiko großer Produktionen einzugehen. „Man weiß nie, welche Art von Lockerungen kommen, und man weiß auch nie, wie die Bereitschaft des Publikums ist, wieder ins Theater zu kommen“, sagte der Theaterchef bei der Pressekonferenz zum vorläufigen Spielplan am Mittwoch im Opernhaus. Seine Maxime lautet: größtmögliche Flexibilität.

Helmich will mit seiner Strategie auf der einen Seite vermeiden, dass größere Produktionen doch noch kurzfristig abgesagt werden müssten, auf der anderen Seite aber auch keinen allzuweit in die Zukunft greifenden „Corona-Spielplan“ festzurren, der auch dann noch bindend wäre, wenn längst schon wieder ein Stück Normalität zurückgekehrt sein wird. „Deshalb geben wir heute einen Spielplan bis zum 7. November bekannt. Das gibt uns die Möglichkeit für die weitere Saison und vor allem für die Wintermonate, die in der Regel die bestbesuchten sind, zu planen.“ Sein Kalkül: „Wir könnten Ende November auf einen normalen Spielplan umswitchen, der dann auch in Teilen identisch wäre mit dem, was wir ursprünglich eingeplant haben.“ Die erste große Produktion unter Normalbedingungen wäre dann laut Helmich Giuseppe Verdis „Maskenball“ in einer Inszenierung von David Pountney. Auch auf  Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ hofft man für die Wintermonate.

320 Zuschauer dürfen in eine Opernvorstellung

Das Sicherheitskonzept hat freilich nicht nur Auswirkungen auf das Bühnengeschehen, das in der Oper ohne Chor und größer besetztes Orchester auskommen muss und auch im Schauspiel lediglich kleinere Produktionen möglich macht, sondern auch auf die Situation im Zuschauerraum. In der Oper stehen laut Helmich 320 Plätze zur Verfügung, im Schauspielhaus in Bad Godesberg sind es 130. Und in der Werkstatt werden sie vor höchstens 30 Zuschauern spielen. Klar, dass in dieser Situation erst einmal der Abo-Verkauf auf Eis gelegt wird. Auch fürs Foyer gelten bestimmte Sicherheitsregeln wie das Tragen von Atemschutzmasken.

Kagels Musiktheaterstück „Staatstheater“  hätte eigentlich in diesem Frühjahr Premiere gehabt. Musste aber wegen der rigorosen Veranstaltungsverbote abgesagt werden. „Jetzt erweist es sich als das Stück der Stunde.“ Der Grund: Es hinterfragt die Institution Theater. Mit Weber habe man einen Regisseur, der „quasi über Nacht“ in der Lage war, sein Regiekonzept coronatauglich anzupassen. Helmich: „Man wird es durch die sehr humorvolle Weise, in der er das tut, als Gewinn auffassen.“

Als zweites Stück wird die Oper „La Calisto“ des venezianischen Barockkomponisten Francesco Cavalli auf dem Spielplan stehen. Und damit Jens Kerbels Inszenierung trotz Coronabedingungen nicht nur etwas fürs Ohr, sondern auch fürs Auge bietet, hat man das in Bonn aus Giuseppe Verdis „Giovanna d‘Arco“ bekannte Team von „Fettfilm“  dazugeholt, das die Bühne mit Videokunst ausleuchten wird. Helmich: „Das wird eine ganz große Show“.

Schauspiel startet mit einem großen Namen

Das Beethoven Orchester bleibt dabei noch sehr unterbeschäftigt. Doch Generalmusikdirektor Dirk Kaftan hofft auf den Herbst – zumindest, was die Konzertsaison angeht: „Wir möchten auch im Herbst den Durst nach Beethoven stillen.“

Was für den großen Opernchor gilt, hat für den Kinder- und Jugendchor keine Gültigkeit. Die jungen Sängerinnen und Sänger werden auf die Bühne dürfen und sich in dem Stück „Faust“ nach Goethes Drama zeigen können. Ekatarina Klewitz übernimmt die musikalische Leitung, Jürgen R. Weber inszeniert.

Das Schauspiel startet zwar nicht mit einer großen Produktion, dafür aber mit einem  großen Namen: Armin Petras wird als Regisseur kommen, kündigte Bonns Schauspielchef Jens Groß an. Er wird Georg Büchners „Lenz“ im Schauspielhaus inszenieren. Franz Xaver Kroetz’ „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ ist in der Werkstatt zu besichtigen. Groß sieht in den Folgen der Pandemie nicht nur Negatives. „Sie ist auch eine Chance. Die Sparten sind seither in unserem Haus noch enger zusammengerückt“, sagte er. Das wird für ihn auch ganz handfest spürbar, wenn er selbst Heinrich von Kleists Klassiker „Der zerbrochne Krug“ im Opernhaus inszenieren wird. Außerdem gibt es noch Tennessee Williams „Glasmenagerie“ (Regie: Matthias Köhler) und „Szenen einer Ehe“ nach Ingmar Bergmann (Regie: Jan Neumann). In der Planung und noch nicht fest terminiert sind eine Theaterrevue des Kabarettisten Rainald Grebe und eine Produktion von Volker Loesch, die sich mit den Folgen der  Corona-Pandemie  auseinandersetzen will.

Der Spielplan der Highlights des Internationalen Tanzes, wie ihn Kurator Burkhard Nemitz bereits im Februar vorgestellt hatte, verliert fürs Erste seine Gültigkeit. Bereits erworbene Karten können zurückgegeben werden hieß es. Immerhin gibt es im Oktober aber die Produktion „Fossile“ im Opernhaus. Auch Musicalfans müssen sich auf eine Durststrecke einstellen. Die geplanten Produktion „Young Frankenstein“ nach Mel Brooks habe man ersatzlos streichen müssen, sagte Helmich.

Auch der Plan für die Reihe „Quatsch keine Oper“, die schon im Vorverkauf war, kann so nicht aufrecht erhalten werden. „Bis Ende des Jahres werden alle Veranstaltungen verschoben“, sagte Kuratorin Rita Baus. Sie versprach jedoch auch: „Sobald die Hälfte der Plätze besetzt werden kann, fangen wir wieder an.“

Info im Netz: theater-bonn.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort