Landesmuseum Bonn "Odyssee" bietet Jazz und Lyrik

Bonn · "Lehre mich, Muse, das Lied vom bewanderten Mann, der am längsten irrfuhr ..." - so beginnt der erste von insgesamt 24 Gesängen aus Homers "Odyssee". Im LVR-Landesmuseum war der antike Klassiker mit der bezwingenden Mixtur aus archaischen Motiven wie Sehnsucht, Heimweh, Versuchung und Rachsucht nun in einer faszinierenden Symbiose aus Jazz und Lyrik zu erleben.

Der Komponist und Dirigent Heiner Schmitz, zugleich künstlerischer Leiter des interdisziplinären "Odyssee"-Projektes, hat eine eindrucksvolle und komplexe Partitur geschaffen, die er im LVR-Landesmuseum mit dem 17-köpfigen Cologne Contemporary Jazz Orchestra aufführte.

Jazz-Echo-Gewinner Frederik Köster interpretierte auf der Trompete seine Rolle als musikalischer Odysseus, wobei er eine kräftezehrende Reise an die Grenze des technisch Machbaren unternahm. Die Komposition entwickelte kontinuierlich einen hypnotischen Sog, mit zahlreichen schrillen Ausbrüchen, dazwischen dräuend, grollend, klagend, irrlichternd. Selbst cremige Big-Band-Passagen und kraftvolle Einschläge aus dem Sixties-Thriller-Jazz fügten sich plausibel ein.

Einer der größten Synchronschauspieler und Off-Sprecher Deutschlands trug Homers legendären Text mit illustrem akustischem Charisma vor: Christian Brückner. Die überaus lange Einleitung bot er übrigens auf Altgriechisch und auswendig dar. Brückner, die deutsche Stimme von Robert De Niro, war erwartungsgemäß weit mehr als ein reiner Rezitator - er erfüllte die Verse mit Leben.

Das zeichnet einen gestandenen Synchronschauspieler eben aus. Und hebt ihn deutlich vom Vorleser ab.

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