Die Magie dieses Abends packte die wenigen Zuhörer, weil sie Zeugen eines Ereignisses wurden, das man so das letzte Mal vor 15 Jahren erleben konnte. Ohne Gedränge konnte man zwei Meter von den Gallagher-Brüdern entfernt stehen und exakt das Gefühl jener Zeit empfinden, als Oasis mit ihrem ureigenen, zentnerschweren Druck in den Clubs alle vorhandenen Bands glatt an die Wand spielten.

Die Idole kommen nach einem knappen "Good Evening" ohne Schnickschnack gleich zur Sache. "Rock 'N' Roll Star", "Layla", "Shock Of The Lightning" und "Cigarettes & Alcohol" werden hartkantig in die bunte Fangemeinde gefeuert. Die Show der Gallaghers ist eine bewusste Anti-Show, in der jeder seine ihm zugewiesene Rolle beinahe stoisch spielt. Musikalisch ist das, was Oasis über gut eineinhalb Stunden im Gloria produzieren, kein bisschen "Outta Time", wie sie auf ihrem neuen, siebten Studioalbum "Dig Out Your Soul" mutmaßen.

Niemand sonst kann das Songwriting der Beatles so geschmacksicher mit der Härte des Punks verbinden wie sie. Zurecht können sie sich, auch ohne Angeberei, immer noch als singulärer Platzhirsch im Britpop-Rudel fühlen. Ihre Fähigkeit, Härte geschmeidig mit Melodien zu verschmelzen, verdichtet sich im 25-minütigen Zugabenteil , in dem sie sich mit "I'm The Walrus" in einer Rückkopplungsorgie vor ihrem Vorbild John Lennon verneigen.

Ein klasse Konzert und ein einmaliges Erlebnis, das die, die nicht dabei sein konnten, am 19. Januar in Düsseldorf nachempfinden können.