Stadt Bonn Nimptsch rechnet ab 2018 mit Problemen bei der Kulturfinanzierung

BONN · "2018, wenn der neue Intendantenvertrag ansteht, muss man zu Veränderungen bei der Oper kommen", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch Ende Dezember vergangenen Jahres im großen GA-Interview.

"Dann müssen wir das tun, was der Kämmerer und ich bei der Entwicklung des Kulturkonzeptes schon gesagt haben, nämlich rund zehn Millionen Euro im Kulturhaushalt insgesamt einsparen. Sonst werden wir den Haushaltsausgleich nicht hinbekommen."

Das in der Kulturszene und in der Politik heftig diskutierte Statement, dem sich eine Wiederaufnahme von Nimptschs kulturpolitischem Schlüsselthema einer Opernfusion von Bonn und Köln anschloss, erfährt jetzt seine parlamentarische Nachlese. Am kommenden Donnerstag erklärt Nimptsch Grundzüge seines über die mittelfristige Finanzplanung bis 2017 hinausgehenden Kulturkonzepts. Das Papier liegt dem GA vor, mündliche Erläuterungen durch den OB sollen folgen.

Nicht ganz neu, aber nun ausführlicher behandelt, dokumentiert Nimptsch, dass das Sparziel wohl nicht zu erreichen ist. Zwar wurde etwa der städtische Zuschuss fürs Theater bei Antritt des Generalintendanten Bernhard Helmich um 3,5 Millionen Euro gekürzt, doch unter anderem durch den im Intendantenvertrag festgeschriebenen Ausgleich der Tariferhöhungen wächst der Zuschuss an die Bühnen bis 2017 um fast eine Million Euro (von 29 Millionen 2014 auf geschätzte 29,7 Millionen 2017).

Zuwachsraten gibt es ferner beim Orchesteretat, beim Beethoven-Haus und bei den Zuwendungen fürs Deutsche Museum. Insgesamt steigt, so die Rechnung der Stadtspitze, der Zuschuss für die Kultur bis 2017 um 4,4 Millionen Euro, von 57,1 Millionen auf 61,5 Millionen Euro. Nimptschs weitere Prognose: Ohne "Gegensteuerung" hätte man 2020 einen zusätzlichen Zuschuss von neun Millionen Euro. Demgegenüber stünden "angenommene Kürzungen" von zehn Millionen Euro. Man würde letztlich also "faktisch" nur eine Million sparen.

Einnahmeerhöhungen sind für den OB einer der Wege aus der Finanzklemme. Ein anderer Weg ist der Ruf nach dem Bund, wenn die Stadt Bonn ab 2018 ihre Kulturausgaben "nicht mehr in gleicher Höhe wie bisher finanzieren" könne. Doch die Opernfusion mit Köln bleibt Nimptschs liebstes kulturpolitisches Kind. Er hat zwar weder für einen Fusions-Prüfantrag eine politische Mehrheit im Bonner Rat noch für seine Pläne ein offenes Ohr bei der Kölner Kulturverwaltung, stützt sich aber dafür auf eine Fusions-Anregung durch den Bund der Steuerzahler.

In seiner Stellungnahme regt Nimptsch eine Machbarkeitsstudie an, mit der mögliche Einsparungseffekte ermittelt werden sollen. Gedanken hat sich Nimptsch auch zum im Opernfusionsfall unterbelasteten Beethoven Orchester Bonn gemacht, das er in der Kategorie "Spitzenklasse mit Weltniveau" positionieren will. "Mehr Tournee, weniger Graben" ist die Devise. Will heißen: Statt Operndienste zu leisten, soll der Klangkörper als "kulturelles Flaggschiff" und "Botschafter" Bonns "in die Welt entsandt" werden.

Orchestermanager Michael Horn gibt sich in dieser Frage zugeknöpft: "Es gibt Konzertorchester, die ohne Oper leben, aber das ist für uns derzeit kein Thema." Gegenwärtig spiele das Orchester "halbe-halbe", also zu gleichen Teilen im Orchestergraben wie auf dem Konzertpodium. Gastspiele und Tourneen seien sehr selten, merkt Horn an. Wollte man den Status ändern, sei eine Grundsatzentscheidung fällig. Entscheidend sei die Frage: "Was steckt dahinter?" Sich etwa die Hälfte des Etats durch auswärtige Einsätze zu erspielen, sieht Horn mit Skepsis.

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