Bonner Künstlerforum "Neun Transformationen" und neue Perspektiven

BONN · Dicht am Alltag knüpft ein "kleines gut aufgestelltes Familienunternehmen" an, das Susanne von Bülow und Ruppe Koselleck in Münster ins Leben gerufen haben.

 Gärtnerfantasien: Nikola Dikes Bild auf gerußter Glasscheibe im Künstlerforum.

Gärtnerfantasien: Nikola Dikes Bild auf gerußter Glasscheibe im Künstlerforum.

Foto: Mecklenburg

Aus ihrem sich zwischen "Kontemplation und Kapitalismus" bewegenden Sortiment beschert das Künstlerduo derzeit eine zwanzigteilige Serie von zart farbigen Monotypien, wo das Motiv Einkaufstüte poetisch bis surreal verfremdet aufscheint. Der Anschaffungspreis eins handgerissenen Blattes entspricht jeweils jenen pekuniären Standardausgaben die ein unspektakulärer Lebensmitteleinkauf für eine Kleinfamilie erzeugt.

Diese süffisant aktuelle Parodie auf Kunstmarkt, Konsumgesellschaft und krisengeschüttelte Künstlerexistenz, Ökonomie und Ökologie ist Teil eines in vieler Hinsicht einzigartigen Ausstellungsprojektes: Das von Nikola Dicke (Osnabrück) und Silvia Liebig (Dortmund) rekrutierte Team präsentiert unter dem Motto "Break on Through (to the other side)" Diskurse zu den Brennpunkten Zeitgeist, Lifestyle, Gesellschaft und Politik.

Die von Gruppenesprit grundierten "Neun Transformationen" (Untertitel) verblüffen durch raffiniert inszenierte Dialoge mit der lokalen Infrastruktur. Dass Ästhetik, Meditation und Sinnlichkeit als Sprachrohr für Gesellschaftskritik fungieren können, verdeutlicht die suggestive Installation von Carmen Casty. Mit Hintergründigkeit und existenziellen Betrachtungen gespickt ist Dickes multimedialer, aus gerußten Glasscheiben bestehender Fantasy-Trip ("readout").

Verstopft mit einer porösen Mauer aus Katzenstreuballen hat Thomas Jüdisch eine Partie der Empore im Künstlerforum. Groteske Computerstimmen dringen dank Klangkünstler Ralf Wassermann aus dem, mit Horchstationen markierten Geländer der Balustrade. Atemstocken verursacht das Skizzenmonster eines Familienporträts (Liebig), das sich bei naher Betrachtung als lineare Fronten winziger Kunststoffsoldaten entpuppt. Miteinander und Gegeneinander, Wilden Figurationen von Er Feridon, Martin Beckers Expressionismus und die Naturskizzen von Meinhard Schulte komplettieren die Schau.

Künstlerforum, Hochstadenring 22-24; bis 5. Januar 2014. Di - Fr 15 -18 Uhr, Sa 14-17 Uhr, So 11 - 17 Uhr.

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