Im Siebengebirgsmuseum Neue Ausstellungen zur Rheinromantik und zu Adalbert Trillhaase

KÖNIGSWINTER · Gleich zwei neue Ausstellungen bietet das Siebengebirgsmuseum an. Neben dem vierten Teil der Sammlung Rhein-Romantik unter dem Titel "Landschaft als Erinnerung" zeigt das Regionalmuseum in der Altstadt Bilder des naiven Malers Adalbert Trillhaase.

 Eine Besucherin in der neuen Ausstellung des Siebengebirgsmuseums zur Rheinromantik: "Landschaft als Erinnerung".

Eine Besucherin in der neuen Ausstellung des Siebengebirgsmuseums zur Rheinromantik: "Landschaft als Erinnerung".

Foto: Frank Homann

Seine führende Rolle im Bereich der Rheinromantik seit der Erweiterung und Neueröffnung im September 2011 unterstreicht das Museum auch mit der vierten Serie von Gemälden aus dem schier unerschöpflichen Fundus eines hiesigen Kunstliebhabers.

In der bis November laufenden Ausstellung geht es um die Landschaft als Erinnerung. Am Beispiel der Gemälde aus verschiedenen Zeiträumen des 19. Jahrhunderts lässt sich der Wandel in der Sichtweise der Natur nachempfinden.

Der Rhein befindet sich dabei stets im Mittelpunkt. Die Folgen der Industrialisierung wie Eisenbahnen, Dampfschiffe oder Straßen stehen im Widerspruch zur romantisierenden Perspektive vieler Maler. Teils wird die Landschaft als vom Menschen geprägt und wandelbar verstanden und die Bilder somit zu Zeugen der Veränderung, teils wird dieser Wandel bewusst ausgeblendet.

"Die Landschaften transportieren Weltbilder, Stimmungen und politische Gefühle", sagte Museumsleiter Elmar Scheuren bei der Vernissage. Die Kunsthistorikerin Irene Haberland wies anhand des Gemäldes des Schweizer Malers Ludwig Bleuler "Holzhandel bei Bingen" (vor 1840) nach, wie der Bingener Mäuseturm und die Burg Ehrenfels hinter die Funktion des Rheins als Wirtschaftsweg zurücktreten.

Bleulers Bilder zeigen den Zwiespalt zwischen ungetrübter romantischer Idylle und fortschreitender Technisierung. Auch bei Bleulers Gemälde von der Insel Nonnenwerth und dem Siebengebirge, das zwischen 1830 und 1835 entstand, wird die Ansicht des Klosters auf der Insel, des Drachenfelses und des Rolandsbogens durch das neu erbaute Straßenband am linken Rheinufer gebrochen. Die Straße stellt dabei gewissermaßen die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar.

Die Trillhaase-Ausstellung, die bis August in den Räumen der Sonderausstellung zu sehen ist, ist eine Reminiszenz an den naiven Maler, der seine letzten drei Lebensjahre von 1933 bis 1936 in Königswinter verbrachte. Zuvor hatten die Nazis die Düsseldorfer Künstlervereinigung "Das junge Rheinland", der Trillhaase angehörte, als "entartet" diffamiert und mit einem Malverbot belegt. Durch die bevorstehende Bebauung des Parks, in dem Trillhaases Villa stand, gewinnt die Gemäldeschau an zusätzlichem Reiz. Die Villa wurde von Trillhaases Sohn Siegfried bis zu dessen Tod 1955 bewohnt, verfiel anschließend und wurde 1965 abgerissen.

Trillhaase war alles andere als jung, als er 1919 als 60-Jähriger dem "Jungen Rheinland" beitrat. Mit Jugendlichkeit war jedoch auch nicht das Alter, sondern die Stärke und Frische des künstlerischen Schaffens gemeint. Die Künstlervereinigung war ein Sammelbecken für Expressionisten, Surrealisten, Dadaisten und Vertreter der Neuen Sachlichkeit.

Trillhaases eigenwilliger Stil faszinierte dabei die Künstler in seiner Umgebung. Die Bilder, die zurzeit in Königswinter gezeigt werden, stammen aus den Beständen des Clemens-Sels-Museums Neuss und der Düsseldorfer Galerie Remmert und Barth. Sie werden ergänzt durch Werke des Siebengebirgsmuseums.

Die Trillhaase-Ausstellung ist bis zum 25. August im Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, zu sehen. Die Ausstellung "Landschaft als Erinnerung" dauert bis zum 16. November. Das Museum ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen unter www.siebengebirgsmuseum.de.

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