Neinsager mit Lederhandschuh

Georg Schramm im Bonner Pantheon

Bonn. Sieht er so aus - der Geist, der stets verneint? Mit einer dick umrandeten Brille, Pomade im Haar und der Rechten im schwarzen Lederhandschuh, korrekt abgewinkelt? Falls ja, dann heißt er Lothar Dombrowski, ist preußisch bis auf die Knochen und das derzeit wohl bekannteste Alter Ego des Kabarettisten Georg Schramm. "Mephistos Faust" heißt dessen aktuelles Soloprogramm, das er jetzt im Pantheon präsentierte.

Dombrowski ist durch den ARD-"Scheibenwischer" inzwischen zu Schramms Markenzeichen geworden. Aber selbst ein Dombrowksi muss sich die Bühne des Bonner Kellers teilen. Mit einem unbekümmerten Oberstleutnant namens Sanftleben, der sich wie ein Kind darüber freuen kann, dass Kriege im 21. Jahrhundert endlich wieder führbar sind. Bush sei Dank.

Oder mit dem Drucker August, der sein SPD-Parteibuch an die Brust drückt, als befürchte er, man könne es ihm nach 40 Jahren plötzlich noch entreißen. Er, der loyale Anhänger einer dem Untergang geweihten Partei. "Sie sind dabei zu merken, dass sie tot sind - aber sie trauen sich noch nicht ins Grab."

Dann wäre da noch der Motivationstrainer mit dem Charisma eines amerikanischen Fernsehpredigers, der alle im Saal zu geborenen Siegern erklärt. "Armut heißt nur arm an Mut", verkündet er. Ein Satz, der sich besonders gut dazu eigne, Bedürftigen die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

"Wir wollen Sie lachen machen", hat Schramm seinem Publikum zu Beginn versprochen. Und weit darüber hinaus gezeigt, dass er derzeit zur Spitze der politischen Kabarettisten hierzulande zählt.

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