Rathaus in Bad Honnef Musikschule zeigt "Dornröschen" im komplett umdekorierten Ratssaal

BAD HONNEF · Die Beamten im Rathaus schlafen nur? Dieses Vorurteil gehört sicher ins Reich der Märchen. In dieser Woche stehen dort jedoch tatsächlich alle Räder still, denn die Musikschule führt im Ratssaal "Dornröschen" auf.

 Hosenrolle für Hannah: Als Prinz kämpft sich Hannah Kurth (links) durch das Dornengestrüpp, um die Schlossgesellschaft nach hundert Jahren Schlaf zu erlösen.

Hosenrolle für Hannah: Als Prinz kämpft sich Hannah Kurth (links) durch das Dornengestrüpp, um die Schlossgesellschaft nach hundert Jahren Schlaf zu erlösen.

Foto: Frank Homann

Es ist bereits das sechste Stück der Brüder Grimm, das Reinhild Steinschulte mit ihren Singklassen einstudiert hat. Der Prinz in blauer Weste und Kniebundhose zückt das Schwert. Aber in diesem Fall kämpft er nicht gegen Räuber, sondern gegen eine Dornenhecke.

"Prinz" Hannah Kurth pikst in das Gestrüpp. Die Zehnjährige will Dornröschen befreien. Dazu muss sie die Barriere überwinden, die aus einem ausgemusterten Tarnnetz der Bundeswehr besteht und von der Regisseurin mit Rosen gespickt wurde. Sie trennt den Zuschauerraum von dem Schloss, auf dem hoch oben das Spinnrad steht und die Königstochter schläft. Da zahlt es sich aus, dass der Ratssaal die kleine Empore an der Stirnseite hat.

Auf der Wendeltreppe haben sich in den hundert Jahren Spinnweben und Staub festgesetzt - aus dunklem Stoff und Wattebäuschchen. Unten im Saal des Schlosses stehen die Thronsessel des Königspaares: Dabei handelt es sich um alte Honnefer Ratsherrenstühle. Das Team hat wieder eine zauberhafte Kulisse geschaffen.

Steinschultes Tochter Pia, die in Köln Kunst studiert, hat die Malerei besorgt. Selbst ein Wappen des Herrscherpaares entstand an der Wand des Thronsaals. In der Schlossküche stehen (gemalte) Regale voller Lebensmittel und ein Stapel mit Holzscheiten. Der Herd aus Pappe sieht täuschend echt aus.

Hier nascht der Küchenjunge und erhält prompt eine Backpfeife vom Chefkoch (Tilman Müller). "Aua", schreit Jakob Pietschnig. Der Sechsjährige war bei den "Bremer Stadtmusikanten" vergangenes Jahr ein kleines Huhn. Seine Schwester Julia (9) spielt eine der zwölf guten Feen, die bei der Taufe die Königstochter mit Wundergaben beschenken. "Ich habe so viele Mädels in der Klasse. Deshalb habe ich mich für Dornröschen entschieden", erklärt Regisseurin Steinschulte.

Für die Gewitterfee Miriam Leyendecker (9) ist es die erste Rolle. Freiwillig hat sie sich für die Übernahme des Parts der 13., der bösen Fee, gemeldet. Sie hat den Gesangswettbewerb an ihrer Schule in Selhof gewonnen und singt nun bravourös: "Dornröschen, schlafe hundert Jahr ...!" Und Mia Schmidt-Haupt (9) sinkt in den Schlaf. Sie freut sich über die Hauptrolle als Dornröschen und ist auch ein bisschen aufgeregt.

Christa Guthy nähte die Kostüme. Die Königin, Luisa Wald (9), schlüpft zum Beispiel in ein umgearbeitetes Abendkleid von Reinhild Steinschulte. Am Schlossteich mit den Seerosen erfährt sie beim Fest der Frösche, dass sie endlich ein Kind erwartet, und verkündet es erfreut dem König (Esther Böning). Und der Herrscher hat nichts dagegen, als ihn mehr als 115 Jahre später der Prinz um Dornröschens Hand bittet. Ende gut, alles gut.

"Dornröschen" wird am Dienstag und Mittwoch jeweils ab 18 Uhr aufgeführt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

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