Johann-Strauß-Ensemble Köln Musiker vertonen beim Neujahrskonzert in Remagen auch "Betriebsgeräusche"

REMAGEN · Der Querulant war einkalkuliert. Denn die Klarinette sollte schief klingen, damit in der "Tritsch Tratsch Polka" auch das Getratsche der Wiener zur Geltung kommt. So hat es der Komponist vorgesehen, und so hat es Gerd Winzer dem Publikum im vollen Remagener Rheinhallen-Foyer auch vor der Interpretation des Stücks erklärt.

 Das Johann-Strauß-Ensemble in Remagen.

Das Johann-Strauß-Ensemble in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Der Pianist fungierte einmal mehr zugleich als Moderator beim Neujahrskonzert des Johann-Strauß-Ensembles Köln, das seit gut zehn Jahren eine feste Größe im Kulturprogramm der Römerstadt ist. 200 Zuhörer ließen das Jahr 2013 im Dreivierteltakt beginnen. Oder sogar schneller: Gar in einen Sechsachteltakt verfielen die zehn Musiker bei Gioachino Rossinis "La Danza".

Doch viel Puste und flinke Finger erforderte nicht nur die neapolitanische Tarantella. Stücke in raschen Tempi und eingängiger Melodik und durchweg geprägt von Heiterkeit präsentierten Anja Borchers und Veronika Wehling (beide Violine), Beate Starken (Cello), Uwe Küster (Bass), Sebastian Winzer (Trompete), Selcuk Sahinoglu und Lilo Winzer (beide Klarinette), Dierich Lott (Querflöte), Moritz Winzer (Schlagzeug) und Gerd Winzer (Piano, Moderation).

Unweigerlich verfielen die Zuhörer in den Rhythmus des Ensembles: Schon beim Auftaktwalzer "Hereinspaziert" von Karl Michael Ziehrer und bei Peter Tschaikowskys "Blumenwalzer" wippten die Füße und summte mancher im Publikum zumindest im Geiste leise mit. Angeführt von einer engagierten Violine (Borchers) ergab sich das Ensemble in ein farbiges Spiel gespickt mit verschmitzten Vergnüglichkeiten wie ausgelassenem Triangelklingeln, feinen Flötentrillern und gezupften Saiten zwischen federnden Bogenstrichen. Schwungvoll war das Programm zumeist und angefüllt mit wiegenden Walzern, aber dramatisch wurde es auch: Etwa als die Becken zur Schnellpolka "Unter Donner und Blitz" immer wieder donnernd gegeneinander schlugen.

Ins Cellospiel mischten sich Klavierakkorde, und schließlich stimmten alle übrigen Instrumente ein beim "Kaiserwalzer", der sich steigerte von meditativ bis majestätisch und im brausenden Finale gipfelte. Fanfarenartig gab sich die Trompete und in wiederholten Dialog traten Flöte und Violine zu Joseph Lanners Walzer "Die Schönbrunner".

Das Rattern des Treibrads und das Schnaufen einer Lokomotive Eduard Strauss' "Bahn frei" waren ebenso deutlich herauszuhören wie die Betriebsgeräusche in einer Pfannenfirma in Joseph Strauss' "Feuerfest", bei dem es das Ensemble ordentlich scheppern ließ und der Kontrabassist zur Vorsicht vorher schon mal Gehörschutz aufgesetzt hatte. Dazu wusste Gerd Winzer mit Musikerwitzen und Anekdoten aus dem Leben des jeweiligen Komponisten oder Eigenarten der großen Meister zu unterhalten.

Auf die vielleicht berühmteste Polka der Zeit, die "Tritsch Tratsch Polka", und den wohl berühmtesten Walzer, "An der schönen blauen Donau", folgte einer der berühmtesten Märsche: Bei den allseits geforderten Zugaben klatschten die Zuhörer begeistert im Takt mit zum Radetzky-Marsch, wie sie es zuvor schon zur "Petersburger Schlittenfahrt" getan hatten. Dass von Schnee draußen keine Rede war, trübte den durchweg gut gelaunten Abend keineswegs.

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